Immer wieder unterschätzen wir, wie sehr wir es als Kundschaft in der Hand haben, die Wirtschaft in unserem Sinne zu beeinflussen: Mit unseren Kaufentscheidungen bestimmen wir das Angebot, nicht nur zur Weihnachtszeit. Diese Macht sollten wir noch viel konsequenter nutzen!
Letzte Woche war ich zu Gast in Südtirol, beim Südtiroler Bauernbund. Dessen Mitgliedshöfe sind meist kleine Betriebe, oft in Hanglagen, mit schwierigen Böden und geringen Flächen. Wer dort Landwirtschaft betreibt, muss auf Qualität setzen. Denn den Kampf ums billigste Produkt kann man so ohnehin nicht gewinnen.
Geld dort ausgeben, wo es die Richtigen erreicht
Mein Job in Bozen war es, den Südtiroler Bauernfamilien Mut zu mehr Direktvermarktung zu machen und ihnen zu vermitteln, wie wichtig es dabei ist, die eigene Geschichte zu erzählen, um uns Einkaufenden zu vermitteln, warum wir unser Geld ausgerechnet dort ausgeben sollen. Ich bin ein großer Fan davon, beim Einkaufen möglichst viele Zwischenstationen auszuschalten und dafür zu sorgen, dass ein möglichst großer Teil meines Geldes direkt bei den Erzeuger:innen meiner Lebensmittel landet. Und dank Internet kann man mittlerweile quasi weltweit direkt ab Hof einkaufen.
Weihnachten ist ein guter Anlass, das umso intensiver zu tun: Wie wäre es damit, dieses Jahr ein Stück Genuss zu schenken? Etwas, das garantiert gemocht und genutzt werden wird? Und womit man zugleich auch noch Menschen und Betriebe unterstützt, die es verdienen. Ich habe hier ein paar Beispiele zusammengetragen – und freue mich über jeden weiteren Tipp! Noch mehr Einkaufsquellen gibt es – Überraschung… – im Anhang meines letzten Buches „Mein Lebensmittelkompass“. Auch das ist natürlich ein super Geschenk 😉 und wer mir sein Exemplar mit frankiertem Rückumschlag schickt, bekommt es mit Widmung zurück.
Südtirol nach Hause holen
Der Südtiroler Bauernbund hat eine Dachmarke, „Der rote Hahn“, die verschiedene bäuerliche Angebote bündelt. Unter der Rubrik „Qualitätsprodukte von Bauern“ finden man einige Beispiele für tolle Waren. Nicht alle Höfe dort haben eigene Online-Shops. Einige vertreiben ihre Erzeugnisse über das Portal „Pur Südtirol„. Ich habe auf der Tagung, zum Beispiel, den Eva-Bio-Apfelsaft und den Graukäse der Hofkäserei Moarhof kennengelernt – beides extrem fein und über „Pur Südtirol“ bestellbar.
Einen Baum adoptieren
… kann man über die Plattform Crowdfarming. Sie organisiert die Direktvermarktung europäischer Höfe. Dort findet man zahlreiche Betriebe, die ihre Erzeugnisse kistenweise direkt zu uns schicken. Sehr unterstützenswert, und die Ware ist unvergleichlich frischer! Wer einen Baum adoptiert, erwirbt damit eine Art Abo auf die Früchte – Orangen etwa oder Oliven bzw deren Öl.
Fairtrade aus der Schweiz
Wer diesem Blog schon länger folgt, kennt die „echten Orangen„, mit denen die Schweizer Fairtrade-Organisation Gebana absurden EU-Normen ein Schnippchen schlägt. Für Weihnachten besonders gut geeignet sind die getrockneten Früchte und Nüsse, die man dort kiloweise kaufen kann – die in Burkina Faso produzierten getrockneten Mangos sind eine Wucht!
www.teekampagne.de
Fair gehandelte Biotees, bei deren Anbau, Ernte, Verpackung und beim Transport besonders auf Nachhaltigkeit geachtet wird.
www.segelwerk.org
Okay, das ist jetzt echt für Spezialisten – aber ich finde die Idee, Kaffee mit dem Segelschiff zu transportieren und so die Umweltschäden durch Containerschiffe zu vermeiden, großartig!
www.steamcoffee.de
Kleiner Fair-Trade-Kaffee-Anbieter, dessen Arbeit ich besonders überzeugend finde. Und Steamcoffee kooperiert zum Teil auch mit dem Segelwerk.
www.platanenblatt.de
Hier investieren Sie in Olivenöl auf der griechischen Insel Lesbos und helfen damit nicht nur den Bauern bei der Direktvermarktung, sondern fördern zugleich Gemeinwohlprojekte auf der Insel, die durch die internationalen Flüchtlingsströme so schwer gebeutelt wurde.
Nächste Woche gibt es hier einen sehr besonderen Geschenke-Tipp: eine neue Folge meiner unregelmäßigen Reihe über Gourmetküche, durch die Brille der Nachhaltigkeit.