Heute geht es nicht um Nachhaltigkeit. Sondern um ein Thema, das mir genauso am Herzen liegt. Um meine Herzensheimat Italien
Manchmal vergisst man ja, beim Ausleben der Reiselust, welche Perlen vor unserer Tür in Europa zu finden sind. Mir jedenfalls geht es so. Ich bin viele Jahre kreuz und quer durch die Welt geflogen, mit Fernweh im Herzen und großem Spaß an exotischen Reisezielen. Und bin jetzt immer noch ganz verzaubert und zugleich betroffen von meinen Erlebnissen während einer Reise durchs südliche Italien.
Die neue Unlust am Fliegen – so gesehen also doch ein Nachhaltigkeitsthema. Und zugleich eine Geschichte über irrationale Entscheidungen und über Menschen in einer sehr schwierigen Lage. Denn ob in Apulien, in Kampanien oder in der Toskana – außer uns nur italienische Reisende. Wie oft hatte ich mir etwas weniger Begleitung durch Landsleute im Ausland gewünscht. Keine deutsche Konversation am Nachbartisch. Über schwierige Wandersandalen gestöhnt. Was soll ich sagen: So ist es jetzt, und es hinterlässt ein bittersüßes Gefühl. Denn mir ist bewusst, wie sehr eine wirtschaftlich schwache Region wie der Mezzogiorno vom Geld der Urlauber abhängt. Und wie dramatisch deshalb deren Ausbleiben ist.
Italien trägt das Corona-Stigma. Und macht dabei doch so vieles so besonders richtig. Das fängt bei der enormen Leistung an, dass es den Italienern durch ihren enorm konsequenten Lock-Down geglückt ist, den Süden weitgehend corona-frei zu halten. Die Zahlen der Provinzen, durch die ich gereist bin, liegen 5 bis 10 mal niedriger, als etwa in München. Trotzdem agiert die Bevölkerung enorm bewusst: Masken in Geschäften oder beim Betreten eines Restaurants sind selbstverständlich. Sogar unter freiem Himmel im Strandbad, auf dem Weg zum Liegestuhl, alle mit Maske. Wer keine dabeihat, bekommt am Eingang eine überreicht. So lässig uns die Italiener sonst immer im Umgang mit Regeln erschienen – hier sind sie konsequent und schicken den Gast im Zweifel lieber zurück zum Auto, Maske holen, als ihn ohne zu seinem Tisch laufen lassen.
Durch die Medien kursieren immer wieder Bilder mit dicht gedrängten Menschen an Stränden. Mal abgesehen davon, dass die Gefahr einer Aerosolbildung am Meer, mit immer leicht wehendem Wind und zusätzlich noch starker UV-Strahlung wohl besonders gering ist – repräsentativ sind diese Aufnahmen meiner Erfahrung nach nicht. Ich war an vielen Stränden. Überall zeugten leere Schirmhalterungen davon, wie stark die Strandbadbetreiber die Kapazitäten verringert haben.
Bei den Krautreportern gibt es dazu einen sehr spannenden Artikel
Und mich hat beeindruckt, wie umsichtig die meisten Einheimischen sich verhalten. Abstand halten. An Engstellen warten, bis der andere vorbei ist. Sogar draußen mit Maske unterwegs sind, und das trotz Sommerhitze.
Ich bin mir sicher, dass das individuelle Coronarisiko an einem italienischen Strand im Moment deutlich niedriger ist, als auf einem überfüllten Chiemgauer Campingplatz. Wer immer schon mal ohne Menschenmassen italienische Städte erkunden wollte, Dolce Vita am Strand genießen, bezaubernde Strandhotels spontan buchen, in gefragten Slow Food Restaurants essen – dies ist der Sommer der Wahl. Um ein Italien zu erleben, dass sich gegen Corona stemmt, und zugleich so überirdisch schön ist. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viel von der vorhandenen Infrastruktur überlebt!
Ich lebe seit etwa 15 Jahren in Italien, zwar gleich hinter dem Brenner, aber wir haben viele
Italiener als Bekannte, verstreut über das ganze Land.
Wir sind deshalb auch viel im Land unterwegs und Ihre Meinung über das italienische Volk
bzw. deren Staat kann ich nur teilen. Keine Macht der Welt bringt mich zurück nach Deutschland,
bzw. Bayern, wo ich geboren bin.
Eins möchte ich zum Schluß noch bemerken, müßte Deutschland soviel Flüchtlinge aufnehmen
wie es Italien seit etwa 10 Jahren praktiziert, ware in D längst Bürgerkrieg.