Weniger Müll machen, Plastik einsparen, weniger CO2 beim Transport verursachen… alles Maßnahmen, die nach einer ziemlich guten Idee klingen. Und der Weg dahin, ganz ohne Verzicht, ist in diesem Fall verblüffend einfach:
Weniger Wasser kaufen!
Ich meine hier jetzt nicht das Wasser, das wir trinken – auch wenn Leitungswasser an vielen Orten qualitativ besser ist, als die meisten Mineralwasser, die wir in Flaschen durch die Gegend karren. Ich meine die Unmengen Wasser, die wir uns von der Putzmittel- und Kosmetikindustrie andrehen lassen.
Als Kind der 70er Jahre bin ich von Werbespots geprägt, die einem ständig suggerieren, dass an allen Ecken und Enden des Haushalts bedrohliche Keime lauern, die man mit aller Macht bekämpfen muss. Und so verbrauchen wir in Deutschland fast drei Liter Haushaltsreiniger und rund einen Liter WC-Reiniger pro Kopf und Jahr, um uns eine blitzsaubere Umgebung zu schaffen. Plus etwa 11 Kilogramm Waschmittel und Weichspüler, ein großer Teil davon als Flüssigprodukt. Putzmittel, die in unseren Gewässern landen und dort für Probleme sorgen, von der Ökobilanz der Herstellung gar nicht zu reden. Verpackt in Plastikflaschen, die die kostbare Ressource Erdöl benötigen. Und verdünnt mit viel viel Wasser, dem Hauptbestandteil aller Waschmittel, und Duschgels.
Wasser und Plastik auf Reisen
Im Nachhinein frage ich mich, wie wir eigentlich in diese Situation geraten sind, wo wir mit großer Selbstverständlichkeit ganz viel Wasser in ganz viel Plastik verpackt kaufen, anstatt einfach die konzentrierten festen Bestandteile unserer Mittelchen zu nutzen. Ist es in unserem Alltag als moderne Menschen tatsächlich so unzumutbar, etwas selbst zu verdünnen oder aufzuschäumen?
Vor Hundert Jahren war es in deutschen Haushalten auch sauber, nur mit Natron, Soda, Essigessenz, Zitronensäure und Kernseife. Und selbst im Angesicht der Corona-Pandemie: Der Einsatz von Desinfektionsmitteln im Haushalt ist weitgehend überflüssig. Einfache Hygienemaßnahmen wie Bürsten und Reiben von Oberflächen mit herkömmlichen Seifenmitteln sowie Händewaschen reichen meist aus. Und wir werden auf einen Schlag eine riesige Menge Plastik los, wenn wir zu festen Reinigungsmitteln wechseln, wo immer es geht.
Das Lob der Seife
Im Haushalt meiner Eltern ist Duschgel bis heute ein unbekanntes Produkt – da liegt einfach eine Seife am Waschbeckenrand. In vielen Läden kann man Seife komplett unverpackt kaufen, was auch sinnvoll ist: Selbst wenn sie außen leicht verschmutzt wäre, ist das ja ein im wahrsten Sinne des Wortes lösbares Problem.
Waschpulver hat gegenüber Flüssigwaschmittel ebenfalls viele Vorteile: weniger Müll, weniger Geschleppe beim Einkaufen, und die Konservierungsstoffe im Flüssigwaschmittel belasten die Umwelt noch zusätzlich. Bei Pulver ist dann übrigens ein Konzentrat die beste Lösung – je weniger Pulver pro Waschgang nötig ist, desto weniger Füllstoffe sind in der Packung. Auch das reduziert wieder den Verpackungsmüll.
Putzmittel kann man übrigens auch selbst machen:
- Ein ganz einfaches Rezept: ein halber Liter warmes Wasser, zwei Teelöffel fein geraspelte Kernseife, zwei Teelöffel Natronpulver und etwas Zitronensaft – fertig ist der umwelt- und gesundheitsfreundlicher Haushaltsreiniger.
- Zitronenschalen-Glasreiniger kann man ebenfalls selbst machen: Zitronen o Orangenschale fein reiben, 200 ml Essigessenz dazu. 2 Wochen dunkel lagern, durchsieben und mit 200 ml Wasser in Sprühflasche geben
- Soda hilft gegen Fett, Natron ersetzt Backofenreiniger und bekommt sogar verstopfte Abflüsse frei, ohne dass aggressive Mittel Kunststoffrohre schrotten. Wobei bei Kernseife heutzutage die Palmöl-Falle lauert: daraus wird Kernseife mittlerweile nämlich oft hergestellt. Es gibt aber auch Kernseife aus anderen pflanzlichen Ölen, etwa aus Olivenöl.
- Wem das alles zu kompliziert ist: Zwei Leipziger Putzfeen haben den „Sauberkasten“ erfunden, den man online bestellen kann, mit allen Zutaten, Aufbewahrungsbehältern und Gebrauchsanleitungen.
- Und bei „Der karierte Hund“ gibt es Wischlappen und Schwammücher, die sich in der Maschine waschen und kompostieren lassen – auch die herkömmlichen Lappen sind aus Kunstfaser und sondern zudem Mikroplastik ins Wasser ab
Einfach. Simpel. Klasse!