Ich werde in Interviews regelmäßig gefragt, welche ganz einfachen Mittel wir hätten, nachhaltiger zu leben. Hier ist eines, das unsere Lebensqualität null beeinträchtigt: Kein Müll in die Landschaft!
Ich erinnere mich noch gut an meine erste Drehreise nach Afrika. Ich war Mitte 20 und arbeitete in der MDR Auslandsredaktion. Die Deutsche Welthungerhilfe lud mich damals in den südlichen Sudan ein – Bürgerkriegsgebiet, hungergebeutelt, die NGO hatte dort ein Hilfsprojekt. Was mich damals, neben vielem anderen, sehr beeindruckt hat: Zum allerersten Mal in meinem Leben war ich in einer Landschaft, wo es nicht ein Fitzelchen Müll auf dem Boden gab. Kein verwittertes Kaugummipapier, kein Zigarettenstummel, kein Kronkorken, kein Plastikbruchstück. Klar: Wer nichts hat, wirft auch nichts weg…
Der alltägliche Müllwahnsinn
Wie anders ist das bei uns. Ich habe kürzlich ein Experiment gemacht: Beim Spazierengehen auf einem zufällig gewählten Wegstück von 100 Metern habe ich alles an Müll fotografiert, was direkt auf dem Weg lag. Hier ist meine Bilanz:
Für ein so kurzes Wegstück finde ich das ziemlich beachtlich.
Die Baiersbronn-Touristik im Schwarzwald hat kürzlich ein Plakat zur Umweltbildung entwickelt, wo sie aufschlüsselt, wie lange einzelne Müllsorten brauchen, bis sie verrottet sind. Wenn ich mir meine kleine zufällige Müllsammlung anschaue, kommen da ganz schön viele Jahre Müllbelastung zusammen:
- Plastikflaschen: 500 – 1000 Jahre
- Getränkedosen: 500 Jahre
- Medizinische Maske: 450 Jahre (die war bei meiner Sammlung jetzt nicht dabei, sehe ich aber auch viel)
- Plastiktüten: 100 Jahre
- Zigarettenkippen: 2 – 7 Jahre
- Papiertaschentuch: 1 – 5 Jahre
- Papiermüll: 1 – 3 Jahre
Und selbst eine Bananenschale, die ja immerhin ein Naturprodukt ist, würde demnach 1-3 Jahre brauchen, bis sie verrottet ist.
Meine Freundin Roberta geht immer mit einer Mülltüte spazieren und sammelt unterwegs das ein, was andere achtlos weggeworfen haben. Meine Freundin Bettina sammelt jeden Sommer Strandmüll ein, wenn sie am Meer Urlaub macht. Ich kenne Raucher, die für ihre Zigarettenkippen immer eine Dose als Aschenbecher dabeihaben. Ich finde das alles gut. Und ich wünsche mir, dass wir alle uns immer wieder klar machen, dass Müll in der Landschaft keine naturgesetzliche Begleiterscheinung der Konsumgesellschaft ist. Sondern etwas, was jeder von uns einfach bleiben lassen kann.