56 Cent weniger pro Kilo kostet Butter diese Woche an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten. Das ist keine gute Nachricht – nicht für die Milchbauern, nicht für ihre Kühe und langfristig auch nicht für uns Verbraucher*innen.
Butter ist ein Lebensmittel mit besonders schlechter CO2-Bilanz – weil für die Herstellung sehr viel Milch benötigt wird. Schon deshalb wäre es ganz in Ordnung, wenn sie nicht zum Schnäppchenpreis verramscht würde. Im Moment jedoch läuft es anders: Der Butterpreis ist im freien Fall. Der Discounter Lidl, zum Beispiel, verkauft „Frau Antje Beste Butter“ in dieser Woche für 1,39 Euro pro Stück – 41 Prozent billiger als in der Vorwoche. Dabei gilt seit 1. Januar wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent.
Wer für die niedrigen Preise im Großhandel verantwortlich ist, ist nicht so richtig klar. Der Verband der Milcherzeuger Bayern hält den Einzelhandel für den Preisdrücker, Aldi schiebt in einer Presseerklärung den schwarzen Peter den Molkereien zu. Unterm Strich ist mir das aber eigentlich egal. Was mich daran so ärgert: Gerade Aldi und Lidl geben viel Geld für Marketingkampagnen aus, die suggerieren sollen, dass es den Discountern ernst sei mit dem Thema Tierwohl. Anständige Preise für tierische Erzeugnisse wären dabei der wichtigste Schritt.
Ich habe im letzten Jahr auf vielen Milchhöfen gedreht. Praktisch alle wirtschafteten am Rande des Selbstkostenpreises. Praktisch alle ermöglichten kleine Verbesserungen in Sachen Tierwohl, die sie aus eigener Tasche bezahlten, weil ihre abnehmenden Molkereien das nicht finanzierten. Alle litten unter einer Marktlage, die sie in ein System zwingt, dass weder für die Tiere noch für die Bauern gut ist. Der einzige Milchbauer unter meinen vielen Gesprächspartnern, der anständig existieren konnte, war ein Demeter-Heumilch-Erzeuger – weil er ein absolutes Premium-Produkt zu entsprechenden Preisen liefert.
Noch billigere Butter ist da das völlig falsche Signal! Und mein erstes Ärgernis der Woche in diesem Jahr. Was wir dagegen tun können? Uns dafür interessieren, wo unsere Butter herkommt, wie ihre Milchlieferantinnen leben und wie die Bauern vergütet werden. Und ganz sicher nicht bei Aldi oder Lidl nach Butterschnäppchen jagen!
Wieder interessantes „food for thought“.