Achtung, Geständnis: Ich schreibe nun schon seit Jahren über Nachhaltigkeitsthemen, aber wirklich konsequent nachgeforscht, was bei mir zu Hause so richtig reinhaut beim Stromverbrauch, habe ich ehrlich gesagt nie. Bis jetzt!

Auslöser meines Experimentes war ein Test der Stiftung Warentest im vergangenen November, der die Genauigkeit verschiedener Strommessgeräte untersuchte. Nur 9 Euro kostete dort ein mit „gut“ bewertetes Gerät. Das hat mich neugierig gemacht: Ich habe den kleinen Strommesser bestellt, um endlich mal herauszufinden, welche meiner Geräte eigentlich welchen Stromverbrauch verursachen. Bei mir in München geht der Strompreis zum 1.1.2023 um mehr als das Doppelte rauf, Stromsparen hilft also nicht nur der Umwelt, sondern möglicherweise auch meinem Geldbeutel… Kleiner Teaser: Ich habe bei diesem Experiment einiges dazugelernt!

Stromfaktor Waschmaschine

Ich fange mit meiner Waschmaschine an. Kochwäsche gibt es bei mir schon lange nicht mehr, und 60 Grad Wäsche auch nur ausnahmsweise. Eine gute Entscheidung, stelle ich beim Messen fest: bei 60°C braucht die Waschmaschine 0,76 Kilowattstunden, bei 40°C nur 0,52. Bei einem aktuell durchschnittlichen Strompreis von 41 Cent pro Kilowattstunde sind das zwar nicht mal 15 Cent Unterschied, aber übers Jahr ein Drittel weniger Stromverbrauch finde ich schon mal ganz gut, und bei 3 Wäschen pro Woche habe ich am Ende des Jahres 23 Euro mehr im Geldbeutel.

Was mich schon lange interessiert hat, ist die Frage, ob es wirklich stimmt, dass die langen Waschzeiten dafür sorgen, dass weniger Energie verbraucht wird – weil sie mehr einweichen als Wäsche herumwirbeln oder so. Deshalb hatte ich immer ein leicht schlechtes Gewissen, wenn ich trotzdem den Kurzwaschgang nutze. Also nochmal der 40°-Waschgang, diesmal mit „kurz“-Taste. Und siehe da: Meine Waschmaschine braucht 0,48 Kilowattstunden, bei gleich sauberer Wäsche, also ein bisschen weniger. Gut zu wissen!

Deutlich stromintensiver ist: der Wäschetrockner… 0,9 kWh für das Programm „extratrocken“. Autsch! Beschränke ich mich auf „schranktrocken“ sind es gleich nur noch 0,74 kWh. Learning: Ab sofort dürfen bei mir nur noch die Frotteehandtücher in den Trockner, die ich sammeln werde, damit es sich lohnt. Bei denen kann ich mit „schranktrocken“ zudem gut leben. Das Flusenspülen schlägt hinterher mit 0,02 kWh zu Buche – und es verlängert die Lebensdauer der Maschine. Dieser knappe Cent scheint mir gut investiert.

Computer, Handys und TV

0,56 Kilowattstunden stehen nach einer Stunde Arbeit am PC auf dem Strommesser. Mehr als die Waschmaschine mit der 40°-Wäsche – das hätte ich nicht gedacht. Hängt mein Laptop am Strom, beim Arbeiten, verbraucht er 0,3 Kilowattstunden – also deutlich weniger, als mein PC – aber der hat auch einen größeren Monitor und mehr Speicher… Arbeiten muss ich, aber ich werde den Computer künftig sehr viel konsequenter abschalten, wenn ich Pause mache. Der Stand-By-Betrieb hingegen ist offenbar ziemlich minimal: 0,05 kWh für eine komplette Nacht am Strom. Im Jahr würde sich das aber auch auf völlig überflüssige 18,25 kWh oder 7,48 Euro summieren – gut, dass ich den Computer schon seit Jahren an einer abschaltbaren Steckdose hängen habe!

Meinen Fernseher allerdings bisher nicht. 0,08 kWh verbraucht eine Stunde Fernsehen – gut, das ist es mir wert. Aber dass der Fernseher im Stand-By mit 0,04 kWh pro Stunde fast so viel Strom verbraucht, wie mein Computer plus Bildschirm die ganze Nacht, das hat mich schockiert. Ich hatte den vielen Artikeln geglaubt, dass der Stand By Stromverbrauch bei neueren Geräten kein Thema mehr sei. Ich rechne: 2011 haben wir Deutschen im Schnitt dreieinhalb Stunden pro Tag ferngesehen. 20,5 Stunden an 365 Tagen, das macht 299 Kilowattstunden oder 122,59 Euro – krass!

Mein Handyladegerät verbraucht ohne Handy hingegen gar keinen Strom, obwohl ich das immer wieder gelesen (und offen gestanden auch in meinen Büchern zitiert) habe. Vielleicht ein technischer Fortschritt? Auf jeden Fall beruhigend, dass ich das einfach eingesteckt lassen kann. Beim Laden sind es 0,42 kWh Strom, bis das Handy von null auf voll geladen ist. Eine Handyladung reicht bei mir in der Regel für einen Arbeitstag unterwegs – das finde ich, verglichen mit dem Stromverbrauch meines Computers ganz ok.

In der Küche

Was mein Kühlschrank an Strom verbraucht, hat mich hier jetzt nicht so interessiert. Er funktioniert, ist ein AAA-Gerät und ich werde ihn so oder so weiterbenutzen und kann am Verbrauch nicht so viel ändern. Die 0,2 Kilowattstunden für den Cappuccino aus der Kaffeemaschine finde ich nicht gerade wenig, aber ich trinke eh viel öfter Tee, und der Wasserkocher verbraucht für eine ganze Kanne halb so viel Strom, wie die Kaffeemaschine für eine Tasse. Trotzdem, auch da geht es noch besser: Bei mir in München ist das Wasser sehr kalkhaltig, drum benutze ich immer gefiltertes Wasser, aus Hygienegründen steht der Wasserfilter im Kühlschrank. Auf dieses kalte Wasser bezieht sich meineerste Messung. Mit zimmerwarmem Wasser indes brauche ich plötzlich nur noch 0,07 kWh. Das sind aufs Jahr gerechnet zwar nur 4,50 Euro, bei einer Kanne Tee am Tag. Aber Kleinvieh… Langsam macht mir die Mess-Rallye Spaß… künftig fülle ich den Wasserkocher vor dem Schlafengehen, bis zum Morgen werden sich in meinem Teewasser schon keine gefährlichen Keime bilden.

Beruhigt stelle ich zudem fest, dass keines meiner elektrischen Geräte im Haushalt im Ruhezustand Strom zieht. Uff!

Licht

Als die EU die herkömliche Glühbirne verboten hat, war der Aufschrei groß. Aber unter Klimaaspekten schon gut: Meine Schreibtischlampe, ein Oldie mit herkömlicher Glühbirne, verbraucht in einer Stunde 0,03 Kilowattstunden Strom, meine Stehlampe mit Halogenstrahler kommt auf 0,02 kWh. Nachdem ich die Birne am Schreibtisch durch eine Energiesparleuchte ersetzt habe, die in der Abstellkammer herumlag, sind es nur noch 0,01 kWh pro Stunde. Mit einer LED-Birne ist der Stromverbrauch mit meinem simplen Gerät kaum noch messbar, es dauert über 5 Stunden, bis ich bei 0,01 kWh lande. Ich überschlage mal grob: Die Lampen in meiner Wohnung mit Glühbirnen kommen alle zusammen vielleicht auf 10 Stunden Leuchtdauer am Tag. Allein durch den Austausch der alten Birnen durch LEDs spare ich im Jahr fast 45 Euro Stromkosten. Die LED-Birnen sind etwas teurer, dafür aber auch extrem viel langlebiger. Als ich über der Küchenarbeitsplatte vor ein paar Jahren LEDs installieren ließ, fragte ich den Monteur nach der Lebensdauer. Er meinte, dass er dieses Modell seit 9 Jahren verbaue und noch nie eines ausgetauscht habe. Wie ermutigend!

Am Ende meiner kleinen Strommesstour finde ich, dass sich die 9 Euro für mein Messgerät voll auszahlen, schon allein durch den vielen Strom, den mein Fernseher künftig nicht mehr im Stand By verballern wird. Und mir ist mal wieder eindringlich bewusst geworden, wieviel Einsparpotential wir alle in unserem Alltag noch haben, meist ohne nennenswerten Komfortverlust, weil wir uns einfach angewöhnt haben, den stets verfügbaren Strom einfach so hinzunehmen.

Damit lösen wir nicht die Energiekrise. Aber einen kleinen Beitrag leisten wir doch.