Als ich den Auftrag bekam, für den SWR etwas übers nachhaltige Urlauben zu machen, musste ich sofort an Gabi Orfanos und ihr Hotel auf Samos denken. Meine Freundin Bettina schwärmt mir davon schon seit Jahren vor: Ein sympathisches Familienhotel mit Blick aufs Meer, ohne Pool und Air Condition, dafür mit Warmwasser aus Sonnenkollektoren und wunderbarem selbstgemachtem Honig.
Das Hotel Atlantis liegt an der Nordküste von Samos, im Dörfchen Agios Konstantinos. Den Honig und selbst eingekochteMarmeladen von den eigenen Obstbäumen gibt es hier zum Frühstück. Dazu selbst gebackenes Vollkornbrot, aber auch das tyische Weißbrot der Samioten. „Mir ist wichtig, dass meine Gäste auch mitbekommen, was die Leute hier im Dorf so essen.“ Urlaub im Hotel Atlantis ist Urlaub wie zu Hause: Mit Hängematten im Schatten, mit Hunden und Katzen. Und vor den Augen immer das einladend blaue Meer. Mit etwas Glück kann man sogar Delfine im Wasser sehen.
Samos hat in den vergangen Jahren einiges mitgemacht: Erst kam die Finanzkrise. Dann war die Insel 2015 ein Hotspot der Flüchtlingsströme – an der engsten Stelle ist die Türkei keine zwei Kilometer entfernt. Gabi und ihr Mann Dimitri beherbergen bis heute einen jungen Mann aus Syrien. Als die Urlauber gerade wieder zu strömen begannen, fror Corona das touristische Leben ein. Und dann bebte 2020 auch noch die Erde, die Spuren kann man an vielen Häusern immer noch sehen.
Gabis Familie hat die Corona-Zeiten vor allem dank einem zweiten Standbein bewältigt: Neben dem Hotel gab es immer einen landwirtschaftlichen Betrieb, Wein, Oliven, Zitrusfrüchte, Blumen… aber die Bienen und ihr Honig sind mittlerweile zu einer echten Leidenschaft für Gabi geworden. Am Geschmack des Honigs, den die Bienen liefern, kann Gabi erschmecken, was an den Hängen überm Hotel gerade blüht:
Im ersten Honig des Jahres ist es Waldhonig mit Kräutern, Thymian, Oregano und hauptsächlich Bergtee. Und nach einem Monat schleudern wir dann den nächsten Honig. Dann ist noch ein bisschen mehr Schwarzkiefer drin. Der letzte Honig, da ist dann auch ein höherer Efeu-Anteil drin. Das sind die Blüten vom Efeu und die machen den Honig etwas milder.
Ihren Honig verkauft Gabi in einem kleinen Laden an der Uferpromenade von Agios Konstantinos.Und weil viele ihrer Gäste geradezu süchtig geworden sind, hat Gabi einen Weg gefunden, wie sie den Honig nach Deutschland verschicken kann – ihr Onlineshop hat den schönen Namen Bee Philosophy – und zugleich etwas Sinnvolles gegen die Abfallbelastung auf der Insel tun :
Wir bekommen die Verpackung zum Schicken umsonst von der Apothekenzentrale. Das ist eine zentrale Stelle, wo die Medikamente auf die Insel gebracht werden und da sie mit dem Schiff kommen, sind die sehr gut verpackt. Pappkartons mit Styropor innen drin. Dann werden die Medikamente an die Apotheken verteilt und die Kartons bleiben über. Wir haben keine Müllverbrennungsanlage, wir haben einfach nur eine Müllkippe auf der Insel und so verhindern wir, dass dieses ganze Pappe und Styropor auf den Müll kommt. Tun unsere Dosen oder Gläser mit Honig da rein und schicken die so nach Deutschland. Und die meisten Leute sin begeistert. Also diese Kisten mit Styroporpolsterung kann man natürlich auch gut wieder verwenden.
Wir haben bei unseren Dreharbeiten das Glück, das griechische Osterfest mitzuerleben. Bei Gabi und Dimitri wird das so gefeiert, wie es hier Tradition ist, mit einem Zicklein am Spieß. Für die Ziegenhirten ist diese Ostertradition wichtig: Damit ihre Ziegenherden die Milch für den Käse geben, müssen sie regelmäßig tragen. Und eine Herde voller Ziegenböcke… wer Ziegenkäse mag, sollte auch Zickleinbraten schätzen… unser Zicklein war jedenfalls ganz wunderbar!
Was mir auch besonders gut gefallen hat: Ostereier sind hier immer rot. Die Schale mit den Eiern sah toll aus.
Gabi hofft, dass nach den zwei flauen Corona-Jahren dieses Jahr wieder ein gutes Urlauber-Jahr wird:
Alles ist vom Tourismus abhängig. Wir haben natürlich auch viele Landwirte und Bauern und Fischer. Aber die Anbauflächen lohnt sich kaum noch zu bepflanzen. Wir haben Kleinländerwirtschaft; es sind winzige Felder. Die Weinpreise, die Gemüsepreise werden immer niedriger. Damit kann keiner mehr überleben. Vom Tourismus ist alles andere abhängig: die Geschäfte, auch die Landwirtschaft, damit die Produkte wieder verkauft werden.