Seit 12. Januar ist es Gesetz: Kommunen sind dann zum Aufstellen von Trinkwasserbrunnen verpflichtet, in Parks, Fußgängerzonen oder Einkaufspassagen – eine Reaktion auf die Hitzewelle des vergangenen Sommers. Eine richtig gute Idee!

Mein Wasserkonsum hat eine wechselvolle Geschichte. Lange Zeit war ich großer San Pellegrino-Fan. Dann hat Nestlé das lombardische Unternehmen übernommen, und ich stieg auf Plose um. In Süddeutschland halbwegs vertretbar, Südtirol, das liegt ja fast um die Ecke. Zwischendurch war ich dann stolze Besitzerin eines Wassersprudlers, das Münchner Wasser ist schließlich auch super, bis ich für die BR-Sendung quer einen Film über die Keimbelastung im so genannten Biofilm machen durfte – das sind die Rückstände, die sich dort bilden, wo die Spülbürste nicht hinkommt. Nach einem Drehtag im Labor mit Petrischalen voller Keimkulturen war mir die Lust am selbst Sprudeln etwas vergangen, also zurück zum Mineralwasser in der Pfandflasche.

Wasserwahnsinn

168 Liter abgefülltes Wasser trinken wir Deutschen pro Kopf und Jahr – 1970 waren es nur 13 Liter. Die Schwed:innen kommen bis heute mit 10 Litern Flaschenwasser aus. Unsere Flaschenwasserliebe ist eine ziemlich wahnwitzige Angelegenheit: Die Berliner Organisation A Tip Tap engagiert sich für mehr Wertschätzung des Leitungswassers. Sie hat in einer Studie analysiert, welche Treibhausgasemissionen durchschnittlich entstehen, wenn man einen Liter Wasser verpackt und transportiert, berechnet am Beispiel des deutschen Mineralwassermarktes: 200 Gramm CO2-Äquivalente.

Beeindruckend wird diese Zahl, wenn man das auf den gesamten Konsum von Mineralwasser hochrechnet und mit der CO2-Bilanz von Wasser aus der Leitung vergleicht: Würden wir alle nur noch Leitungswasser trinken, könnten wir in Deutschland jedes Jahr drei Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das ist  etwa 1,5 mal so viel, wie durch den innerdeutschen Flugverkehr entsteht!

Das Geschäft mit dem kühlen Nass

Diese Zahl hätte an sich schon gereicht, um mich zu bekehren – seit ich diese Studie kenne, trinke ich zu Hause nur noch Leitungswasser. Ein weiteres Argument war für mich dann die Tatsache, dass im Angesicht des Klimawandels auch bei uns Wasser nicht mehr selbstverständlich überall jederzeit im Überfluss vorhanden ist. Umso ärgerlicher, dass Mineralwasserabfüller das Allgemeingut Wasser einfach aus der Tiefe pumpen und abfüllen dürfen. Wasser, das eigentlich allen zur Verfügung stehen sollte, und für das die Abfüller minimale Beträge oder (in Bayern) gar nichts bezahlen müssen. Im Bereich vieler Mineralbrunnen sinken die Grundwasserpegel…

Bei Campact läuft gerade eine Unterschriftenaktion gegen die schleichende Privatisierung unseres Trinkwassers.

Greenwashing-Alarm

Noch ärgerlicher: Wenn große Mineralwasserkonzerne mit windigen Kompensationsmodellen ihre Plastikmüll-Bomben grünwaschen. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch trommelt gerade gegen den Multi Danone: der karrt Volvic-Wasser in Plastikflaschen aus Frankreich hunderte Kilometer nach Deutschland – und labelt das als „klimaneutral“. Im Supermarkt steht dann diese Einweg-Plastikflasche neben regionalem Wasser in Mehrwegflaschen – das teils fast 50 Prozent weniger CO2 verursacht. Trotzdem vermitteln die Verpackung und das Label, das Volvic-Wasser sei umweltfreundlicher als das Wasser eines regionalen Anbieters in der Mehrwegflasche, auf dem kein „klimaneutral“ Logo prangt. Wen das ärgert, der kann hier dagegen protestieren.

Also: aus der Reihe gute Vorsätze fürs neue Jahr… wie wäre es mit „nur noch Leitungswasser“? Nie mehr Kisten schleppen, keine Pfandflaschenstapel im Flur, einfach nur Hahn auf und fertig. Das spart viel Mühe und Geld und ist gut fürs Klima – wenn das sich nicht lohnt… Trinkwasser ist das vielleicht am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Der Verzicht auf den Wasserkauf ist eines der einfachsten Mittel, nachhaltig zu leben!

  • Leitungswasser hat nicht nur die viel bessere Ökobilanz – es ist auch noch meist mineralstoffreicher.
  • Allerdings nur, wenn Sie es ungefiltert trinken. Ein Wasserfilter ist gut für Ihre Kaffeemaschine, weil er die vor Kalk schützt. Aber was ist Kalk? Ein Mineral … also unbedingt ungefiltert trinken!
  • Wenn Sie Wassersprudler nutzen: Achten Sie drauf, dass sich die Flaschen in der Spülmaschine waschen lassen. Sonst kann sich ein so genannter Biofilm bilden – und der hat mit „öko“ nichts zu tun, sondern enthält Keime, die schlimmstenfalls sogar krank machen können.
  • Leitungswasser für unterwegs? Mit „Refill“ kein Problem! In ganz Deutschland kann man sich an den „Refill-Stationen“, zu erkennen an einem blauen Aufkleber, seine Trinkflasche kostenlos auffüllen lassen. Eine Karte gibt es hier und ein App für unterwegs gibt es dort auch zum Download