Ich hab mich wahnsinnig geärgert: Ich sitze an meinem Schreibtisch, mitten im Schaffensrausch, und plötzlich streikt der Drucker…
„Papierstau“ meldet die Anzeige. Doch obwohl ich schließlich sogar jedeTonerkartusche einzeln herausgenommen habe, ich konnte beim besten Willen kein gestautes Papier finden. Also rufe ich den Kundesservice des Herstellers an. Die nette Dame am Telefon kennt das Problem: da sei vermutlich ein Sensor defekt. Noch bin ich guter Dinge, einen Sensor auszutauschen, das klingt ja nicht nach Hexenwerk. Bei einem älteren Drucker leider aber doch. „Dafür bieten wir keinen Kundendienst mehr an“, belehrt mich die Dame. Der sei ja schon so alt. Sie könnte mir aber gerne ein Angebot für einen neuen Drucker schicken.
Was ist alt?
Ich habe meinen Drucker 2009 gekauft. Ich drucke nicht wahnsinnig viel, aber doch regelmäßig, wie das in einem Büro eben so ist. Der Drucker funktioniert einwandfrei, mal abgesehen von dem besagten Sensor. Es handelt sich um ein Markengerät eines großen Herstellers. Ich würde ihn gerne reparieren lassen. Das aber geht nicht – weil der Hersteller schon lange keine Teile mehr vorhält. Die Werstätten, wo ich anfrage, finden mein Problem enorm originell – warum sollte man denn ein so altes Gerät reparieren? Der sei doch längst abgeschrieben…
Vielleicht, weil es Ressourcenverschwendung ist, Geräte einfach zu verschrotten und durch neue zu ersetzen? Mir geht diese Mentatlität total gegen den Strich! Es gibt mittlerweile eine EU-Richtlinie, die eine Art Recht auf Reparatur sichert, allerdings leider nur bei Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen. Die Druckerinidustrie hat extra einen Lobbyverband gegründet, der mit Billigung der EU eine freiwillige Selbstverpflichtung ablegen will. Diese Selbstverpflichtung regelt immerhin, dass das Wiederbefüllen von Kartuschen künftig erleichtert wird. Aber Drucker bleiben ein Wegwerfartikel: Die Initiative repair.eu hat recherchiert, dass aktuell nur 37 Prozent aller verkauften Drucker überhaupt reparierbar sind.
In eigener Sache 😉
Ich werde jetzt zähneknirschend einen neuen Drucker kaufen – wenn jemand einen guten Tipp hat, wo man die Dinger gebraucht kaufen kann: her damit!
Und ich hätte, nebenbei erwähnt, noch sechs unbenutzte Tonerkartuschen abzugeben – die hatte ich, Murphy’s law,.gerade auf Vorrat gekauft.
Was bleibt ist großer Unmut: Ich wünsche mir eine Welt, in der es selbstverständlich ist, alle Güter so zu produzieren, dass sie langlebig UND gut reparierbar sind.
Tja, liebe Frau Schickling, ich kann ihren Ärger gut nachvollziehen.
Ich habe bis zu meiner Pensionierung 30 Jahre in der IT- (am Anfang hieß es noch EDV-) Branche gearbeitet.
Bis zum heutigen Tage habe ich kein Verständnis für die mangelhafte Vor-Ort-Unterstützung der Benutzer: entweder man muss ein Bastler sein, den es glücklich macht, alle paar Wochen seine Hard- oder Software selbst zu reparieren bzw. einen solchen kennen, oder man muss sich zähneknirschend damit abfinden, dass es einem so geht, wie es Ihnen nun gerade geht.
Da die Bastler aber offensichtlich in der Überzahl sind, wird sich an diesem Verfahren speziell im privaten IT-Bereich wohl auch kaum noch etwas ändern.
Sie haben mein Mitgefühl!
Mit freundlichen Grüßen