Italienurlauber kennen schon seit Jahrzehnten, was mittlerweile auch in deutschen Läden gilt: Niemand darf ohne Bon den Laden verlassen. Und nimmt dabei oft ein Umweltproblem mit
Grundsätzlich finde ich es als brave Steuerzahlerin natürlich richtig, wenn der Staat dafür sorgt, dass Geschäftstreibende ihre Gewinne ordentlich versteuern. Nur die Zettelchen und Bons, die dabei in die Welt gelangen, sind leider ökologisch nicht so ohne.
Damit Registrierkassen beim Druck ohne Toner oder ähnliche Zusatzstoffe auskommen, drucken sie die Belege auf so genanntes Thermopapier. Dieses Papier besitzt eine wärmeempfindliche Beschichtung aus Chemikalien, die problematisch sind. Seit Anfang 2020 ist zwar das besonders giftige Bisphenol A in Kassenzetteln verboten. Doch das Umweltbundesamt warnt auch vor den meisten Ersatzstoffen, etwa Bisphenol S. Und viele Geschäfte verwenden noch immer Bisphenol A-haltige Restbestände, so das Institut für angewandte Umweltforschung IFAU im April 2020. In immerhin 10 Prozent der untersuchten Bons war damals der zulässige Grenzwert überschritten.
Ökosünde im Geldbeutel
Was heißt das für uns? Zunächst mal, dass wir Kassenzettel nicht allzu lange in der Hand herumknautschen sollten: Die Stoffe lösen sich etwa unter Einfluss von Feuchtigkeit – Stichwort Schweiß… Gemäß der oben genannten Studie des Umweltbundesamtes ist die Verwendung auch der meisten BPA-Ersatzstoffe deshalb nicht zu empfehlen, weil sie wie ein Hormon wirken können oder weil deren gesundheitliche Wirkung aufgrund mangelnder Daten nicht abschließend geklärt werden konnte. Von den in der Studie untersuchten 43 Ersatzstoffen zeigte mit der gewählten Testmethode lediglich eine Substanz (Pergafast) keine hormonelle Wirkung. Auch eine Studie der University of California sowie eine Studie des Schweizer Bundesamts für Gesundheit geben Hinweise darauf, dass BPS ebenso wie andere Phenole hormonell wirksam sein könnten.
Die Aufnahme von BPA und BPS erfolgt über den Hautkontakt mit dem Thermopapier. Insbesondere Schwangere oder Kleinkinder sollten daher möglichst auf einen häufigeren Kontakt mit dem Thermopapier verzichten. Kassenzettel sollten nicht zum Spielen verwendet werden; nach intensiverem Hautkontakt am besten Händewaschen. Das gilt übrigens natürlich auch nach dem Sortieren der Zettel für die Steuererklärung. Gemäß der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nehmen wir die giftigen Stoffe zwar vorrangig über die Nahrung auf. Die zweitgrößte Quelle jedoch ist demnach der Hautkontakt mit Thermopapieren. Bei 90 Prozent der Bevölkerung von Industrienationen finden sich die Chemikalien in Blut und Urin. Sie gelten als Mitauslöser von hormonell bedingten Krebsarten wie Brust-, Hoden- oder Prostatakrebs, für Diabetes Typ 2, Fehlbildung der Geschlechtsorgane und Übergewicht.
Klar, diese Meldungen klingen immer erst mal alarmistischer, als sie im Endeffekt sind – aber wenn sich das vermeiden lässt, bin ich gerne dabei. Wegen der Chemikalienbelastung dürfen Therompapiere übrigens keinesfalls ins Altpapier!
Die umweltfreundlichere Alternative
Manche Händler verschicken Bons mittlerweile alternativ per Mail oder schicken einen QR-Code, der ebenfalls als Zahlungsnachweis gilt. Und es gibt mittlerweile bläuliche Bons. Mein erster Impuls: noch mehr Farbe, heißt das noch mehr Gift? Oder ein anderer, auch problematischer Stoff? Offenbar nicht!
Das Thermopaier „Blue4est“ kommt ohne chemische Farbentwickler aus. Es ist das weltweit erste Thermopapier, das für den direkten Lebensmittelkontakt zugelassen ist. Der Hersteller wirbt damit, nur FSC-zertifiziertes Holz bei der Papierherstellung zu verwenden. In kleinen Mengen dürfen die bläulichen Kassenzettel sogar ins Altpapier; nur wenn richtig viel davon im Altpapier landet, gibt es irgendwann Probleme mit der großen Menge Farbstoff bei der Herstellung hellen Papiers, aber das dürfte bei haushaltsüblichen Mengen nicht eintreten. Von den Händlern wünsche ich mir übrigens in der Zwischenzeit kürzere Papierstreifen… 15 Zentimeter Papier bei nur einem gekauften Artikel, das ist viel Holz im wahrsten Sinne des Wortes
Die Öko-Briefmarken
Zum Abschluss noch ein Tipp: selbstklebende Briefmarken aus Papier sind zwar kein so schlimmes Ökovergehen wie Thermopapier, aber ein gewisser Aufwand beim Herstellungsprozess entsteht doch, und grundsätzlich ist alles, wo sich Papier einsparen lässt, gut fürs Klima. Seit letztem Jahr kann man mit der DHL&Post App Briefe handschriftlich frankieren, mit einem Code, der über das Smartphone versandt wird. Ich finde das extrem praktisch: keine Wege zur Post mehr, etwas weniger Gewicht, Papier gespart… und nie mehr die Suche nach der richtigen Briefmarke…