Ich oute mich: Ich bin im Kaufrausch! Was mit dem Streichen der Küche begann, endete in einer echten Kauforgie… drei neue Lampen, eine Sitzbank, zahlreiche Körbe und Boxen, neue Weinregale, ein Schaukelliegestuhl für die Terrasse – lauter Trostpflaster gegen die Corona-Tristesse.

Offensichtlich bin ich mit diesem Phänomen nicht alleine… im Möbelladen erzählte mir die Verkäuferin, dass die Hersteller mit dem Liefern gar nicht mehr hinterherkämen. Und klar: wer nicht verreist und nicht ins Restaurant geht, hat Geld übrig… Ich möchte an dieser Stelle, und gerade vor dem Hintergrund des anstehenden Weihnachtsfestes, trotzdem eine Lanze für mehr Nachhaltigkeit in unserem Konsum brechen. Denn alles, was wir kaufen, hat einen Rucksack voller Umweltfolgen im Gepäck.

Umso wichtiger, beim Einkaufen den Kopf zu nutzen:

  1. Online-Shopping ist bequem, aber die Abfallmengen, die das auslöst, sind ein Problem. Je empfindlicher die Ware, umso mehr Verpackungsmaterial ist nötig, um die Ware heil zu uns zu bringen. Auch in Pandemiezeiten ist es ökologisch meist verträglicher, im Laden einzukaufen. Ganz besonders dann, wenn Sie sich nicht sicher sind, etwa was Farben oder Größen betrifft – jede Retoure verschlechtert die Ökobilanz Ihres Einkaufs.
    Jetzt, wo die Geschäfte geschlossen haben, ist vielleicht ein Gutschein das bessere Geschenk: Ihr Lieblingsladen freut sich über Umsätze besonders, wenn der Lockdown vorüber ist!
  2. Vieles, was wir kaufen, ersetzt etwas Anderes. Bei mir, zum Beispiel, eine alte, ungeliebte Küchenbank, eine Lampe, an der ich mich satt gesehen habe, und ein Weinregal, in das dicke Flaschen nicht reinpassen. Alles schon mit mehr als 10 Jahren auf dem Buckel, und trotzdem noch gebrauchsfähig. Hier sind Online-Plattformen eine große Hilfe: es hat weniger als eine Stunde gedauert, bis alle Gegenstände neue, glückliche Besitzer gefunden haben, im Fall meines bunten Kronleuchters sogar nur 30 Sekunden. Ein wunderbares Beispiel für nachhaltigen Konsum: Was Sie nicht mehr mögen, kann jemand anderes vielleicht gerade gut gebrauchen.
  3. Für Bücher gibt es an vielen Orten öffentlich zugängliche Bücherschränke, wo man Gelesenes abliefern und so weiteren Lesern zukommen lassen kann. Auf Wikipedia finden sich Listen öffentlicher Bücherschränke mit Standorten – allein in Deutschland über 1800. Und in der App BuchschrankFinder sind alle öffentlichen Bücherschränke im deutschsprachigen Raum aufgelistet.
  4. Generell ist Langlebigkeit, denke ich, ein gutes Stichwort. Wir sollten uns wieder angewöhnen, die Reparatur von Gegenständen für den Normalfall zu halten. Nicht nur, weil das auf lange Sicht billiger ist. Müll hat immer eine schlechte Ökobilanz, selbst wenn er recycelt wird.
  5. Damit komme ich zum Thema Weihnachtsgeschenke: Ich kenne einige Familien, wo schon seit Jahren aus Prinzip gar nichts zu Weihnachten geschenkt wird. Was dann meistens nur so halb klappt, weil dann doch wieder einer ausschert, die anderen sich daraufhin düpiert fühlen, im nächsten Jahr dann doch auch eine Kleinigkeit bereithalten, sicherheitshalber… Ich finde, es lohnt sich, über dieses Thema kreativ nachzudenken. Zum Beispiel schenke ich mittlerweile oft am liebsten gemeinsame Erlebnisse: Konzertbesuche, Reisen, ein selbstgekochtes Gala-Menü – irgendwann wird der Lockdown zu Ende sein, und Vorfreude ist ja auch gut. Die meisten Leute haben ohnehin von allem zu viel. Fast niemand in Ihrem Bekanntenkreis wird noch einen weiteren Kerzenleuchter brauchen, und wenn er noch so hübsch ist.
  6. Geschenkpapier gibt es bei mir seit letztem Jahr kategorisch gar nicht mehr. Ich habe  angefangen, besonders schöne bunte Zeitungsszeiten aufzuheben. Oder hübsche Tüten als Geschenkverpackung zu nutzen. Und verwende alles mehrfach – das, was ich bei meinen Geschenkbänder aufbügelnden Großeltern früher etwas skuril fand, ist unter ökologischer Betrachtungsweise genau richtig.