Alle Jahre wieder… kommt der Christbaumkauf. Und mit ihm die Frage, ob man das eigentlich verantworten kann, einen Baum abhacken, nur damit es weihnachtlich ist…

Ganz grundsätzlich: Ja, finde ich schon. Freude ist aus meiner Sicht auch ein Faktor, der bei Konsumentscheidungen eine Rolle spielen darf. Und ich freue mich jedes Jahr wieder über meinen Baum. Teile meines Christbaumschmucks habe ich schon als Schülerin gekauft. Das Baum schmücken gehört für mich zu den schönsten Weihnachtsritualen. Aber auf ein paar Punkte kann man schon achten:

  • Heimische Bäume sind auf jeden Fall besser als Importware, je regionaler desto besser, wegen der Umweltbelastung durch den Transport. Wobei es hier schon wieder kniffelig wird – 80 Bäume auf einem LKW, die dann von den Käufern zu Fuß nach Hause gebracht werden, sind im Zweifel weniger CO2-belastend als 80 Familienkutschen, die in die Christbaumschonung auf dem Land fahren, um dort ihren Baum persönlich zu schlagen und zu transportieren.
  • Klarer Favorit der Deutschen ist die Nordmanntanne, mit einem Marktanteil von 75 Prozent. Die ist eigentlich im Kaukasus zu Hause. Die Fichte wäre eine heimische Alternative, nadelt aber dummerweise viel mehr. Noch schlechter: Immer wieder finden Umweltschützer erhebliche Pestizidmengen in den Nadeln, zuletzt der BUND 2017, als von 17 untersuchten Bäumen 13 belastet waren.
  • Die Alternative: Bio-Christbäume. Damit löse ich das Pestizid-Problem, auch wenn die Biobäume manchmal etwas weniger gerade und gleichmäßig gewachsen sind.
  • Bäume mit Wurzelballen kaufen und nach Weihnachten einpflanzen ist nur dann wirklich nachhaltig, wenn der Baum auch nach Weihnachten weiterlebt. Deshalb darf er nur kurz im Wohnzimmer stehen, muss langsam an die wärmere Temperatur gewöhnt werden, nicht neben der Heizung stehen, man muss ihn regelmäßig, aber nicht zu viel gießen … etwas für Experten!
  • Für alle, die sich nicht sich über die Jahre einen Tannenwald im Garten zulegen mögen, gibt es Anbieter, wo man den Baum im Topf mieten kann. Allerdings schlägt da der Transport gleich mehrfach zu Buche, wenn der Mietbaum kilometerweit durch die Gegend gefahren wird.
  • Ein Plastikbaum muss mindestens 17 Jahre verwendet werden, bis er in Sachen Ökobilanz vorne liegt. Und dann haben Sie bei Plastikbäumen auch wieder das Erdöl-Thema auf der Uhr …
  • Was zudem für den traditionellen Christbaum spricht: In den acht bis zehn Jahren, während er wächst, speichert er CO
  • Wer auf echte Kerzen steht: Bienenwachs hat eine viel bessere Ökobilanz als Kerzen aus Paraffin – das wird aus Erdöl erzeugt und ist schon deshalb problematisch. Stearinkerzen wären günstiger, dürfen aber auch bis zu zehn Prozent aus Paraffin bestehen.
  • Was aus ökologischer Hinsicht gar nicht geht, ist Kunstschnee zum Aufsprühen – Chemikalien und Schwermetalle im Spray, die Entsorgung der Spraydose, und kompostierbar ist der Baum dann auch nicht mehr.
  • So genanntes „schweres Lametta“ besteht großteils aus Blei und darf deshalb nicht in den Hausmüll sondern muss zur Schwermetallsammelstelle auf dem Wertstoffhof. Ist das Lametta aus Kunststoff oder Aluminium, ist es wenigstens kein Sondermüll, versaut jedoch ebenfalls den Kompost und muss peinlich genau entfernt werden, bevor der Baum entsorgt wird.

Weihnachtsdeko mit guter CO2-Bilanz

Der Christbaum ist nicht die einzige Pflanze, die für uns zu Weihnachten gehört. Und auch nicht die einzige Herausforderung in Sachen Nachhaltigkeit in unserem Wohnzimmer …

  • Der Adventskranz ist aus heimischen Fichten- oder Kiefernzweigen nachhaltiger als aus der Nordmanntanne. Beim Kauf auf den Unterbau achten: Styroporkränze verrotten bei der Deponierung nicht. Natürliche Materialien wie Reisig oder Stroh sind besser.
  • Ein relativ problematisches Produkt ist der so beliebte Weihnachtsstern, nach Orchideen Deutschlands meistverkaufte Topfpflanze. Die Mutterpflanzen unserer Weihnachtssterne stehen in Afrika. Die Stecklinge kommen zu großen Teilen aus Weihnachtsstern-Farmen in Uganda, Kenia oder Äthiopien. Zwischen Mai und Juni fliegen die Stecklinge dann nach Europa und werden hier groß gezogen. Die Arbeitsbedingungen in den afrikanischen Farmen sind meist problematisch – schlecht bezahlte Arbeiter, hoher Pestizideinsatz, wie so oft. Und weil die Pflanzen nur zu Weihnachten richtig beliebt sind, wandern sie im Januar meist in den Müll.
  • Die Mistel ist eine wichtige Futterpflanze für Insekten und Vögel. Wegen ihrer großen Beliebtheit in der Adventszeit sind die Bestände bei uns vielerorts bedroht. Viele Misteln kommen auch aus Frankreich – da ist die Ökobilanz wieder mies, wegen des weiten Transports. Wer auf den Kuss unter der Mistel nicht verzichten mag: vielleicht wenigstens mehrere Jahre unter dem gleichen Zweig?

Zu meinen liebsten Weihnachtserinnerungen gehört übrigens, wie ich vor vielen Jahren mit meinem Sohn einen Baum kaufen war. Schon nach ein paar Metern merkten wir, dass Jakob mit seinen damals 7 Jahren viel zu klein war, um den Baum bis nach Hause zu tragen. Ich alleine schaffte den Baum auch nicht. Während wir noch etwas ratlos dastanden, kam plötzlich ein Mann, der offensichtlich kein deutsch sprach, nahm den Stamm, nickte mir zu und lief los. Gemeinsam trugen wir den Baum die 500 Meter nach Hause. Vor der Tür setzte der Mann den Baum ab, nickte nochmal, drehte sich um und stapfte davon. Wir sind uns bis heute ganz sicher, dass das der Weihnachtsmann gewesen sein muss…