Im Herbst läuft bei SWR betrifft ein neuer Film von mir, über das so genannte Greenwashing: Wie Firmen Verpackungen oder Materialien als nachhaltig verkaufen. Für diesen Film war ich letzte Woche in Brüssel – ein Besuch, der mich nachdenklich gemacht hat.

Bei meinen Dreharbeiten für den Film begegne ich gerade vielen Menschen, die gerne nachhaltiger konsumieren würden. Die ihren Plastikmüll reduzieren wollen, oder wenigstens dafür sorgen, dass das, was sie wegwerfen, auch recycelt wird. Und gleichzeitig stoße ich immer wieder auf ärgerliche Beispiele dafür, wie wir dabei an der Nase herumgeführt werden.

Zum Beispiel beim Thema Bioplastik. Viele Produkte werben auf der Packung mittlerweile damit, dass es sich um kompostierbares Plastik handelt, gemäß einer EU-Norm. Tatsächlich jedoch gibt es in Europa quasi keine Anlagen, wo dieses Material tatsächlich verrotten würde. In der Praxis wird jegliches „Bioplastik“ aussortiert und verbrannt. Und verursacht damit durch den Sortieraufwand höhere Kosten, als wenn es einfach gleich im Restmüll gelandet wäre.

Die Recyclinglüge

Oder das Thema Plastikrecycling. Akribisch habe ich jahrelang jegliches Plastik separat gesammelt und an der Wertstoffinsel entsorgt, weil es bei mir in München keine „Gelbe Tonne“ gibt. In dem wohligen Gefühl, dass damit schon etwas Sinnvolles geschehen wird. In Wahrheit wird ein großer Teil des eingesammelten Plastiks gar nicht recycelt, sondern aussortiert und verbrannt. Weil es sich um Mischmaterialien handelt, die sich nicht trennen lassen. Oder weil es für die weitverbreiteten Plastikfolien, die sich eigentlich ziemlich gut wiederverwerten lassen würden, keine ökonomisch interessante Verwertung gibt.

Das Perfide dabei: Ob wir die von der EU vorgegebenen Recyclingquoten schaffen, entscheidet sich bei der Anlieferung in der Recyclinganlage. Was dort landet, fließt in die Bilanz ein. Nicht das, was anschließend tatsächlich wiederverwertet wird.

Brüssels Mühlen mahlen zu langsam

Für meinen Film habe ich in Brüssel verschiedene Gespräche geführt. Zum Beispiel mit einem deutschen EU-Parlamentarier im Umweltausschuss, der das Problem mit den Recycling-Quoten nicht mal kannte. Und mit einer Sprecherin der Kommission, die mir überall recht gab und ankündigte, dass sich die Kmomission mit genau diesen Problemen – Bioplastiknorm, Quoten – demnächst befassen würde. Warum erst demnächst? Warum nicht schon längst?

Ich habe keine allumfassende Lösung anzubieten. Außer, dass ich fürs erste nur noch Hartplastik zum Wertstoffcontainer trage und Folienkram, wo ich ihn nicht vermeiden kann, wieder direkt in den Restmüll schmeiße – so helfe ich wenigstens nicht auch noch der Entsorgungsbranche dabei, ihre Recyclingquoten zu schaffen, indem sie Müll mitwiegen, der nie verwertet wird.

Mehr dazu im Herbst. Und nächste Woche mehr zu meinem neuen Buch…