Der letzte laue Sommerabend liegt hinter uns – die Regenjackenzeit beginnt… Und weil ich auch bei nasskaltem Herbstwetter viel mit dem Fahrrad unterwegs bin, brauche ich natürlich eine wasserfeste Schutzschicht. Wie sieht deren Ökobilanz aus?

Im Greenpeace-Magazin finde ich eine Zahl: Eine nachhaltig produzierte Outdoorjacke kommt demnach auf 20 – 30 Kilo CO²-Äquivalente. Das entspricht etwa dem, was vier Kilogramm Käse verursachen… finde ich jetzt erst mal gar nicht so viel, zumal ich meine Regenjacke ja deutlich länger trage, als vier Kilo Käse in meinem Kühlschrank überleben. Das Problem indes ist hier gar nicht so sehr der ökologische Fußabdruck. Es geht eher um das, was meine Jacke im Laufe ihres Lebens in die Umwelt und möglicherweise auch in meinen Organismus absondert.

Giftiger Regenschutz

Zwei Schichten sorgen dafür, dass Jacken wasserfest sind: Die Imprägnierung lässt  Wasser abperlen und verhindert, dass der Stoff sich mit Wasser vollsaugt. Und die sogenannte Membran lässt Schweiß als Wasserdampf nach außen, aber kein Regenwasser nach innen. Dafür sorgen Chemikalien, oft sind es Perfluorcarbone, kurz PFC. Das Problem: Sowohl bei der Herstellung als auch später beim Waschen können diese PFC ins Wasser gelangen und damit in die Umwelt. Und dort bleiben sie: Denn sie bauen sich in der Umwelt nicht ab, sondern reichern sich im Gewebe von Lebewesen an. Greenpeace hat in Untersuchungen herausgefunden, dass PFC weit ab von ihren ursprünglichen Quellen weltweit zu finden sind, in abgelegenen Bergseen, zum Beispiel, oder im Schnee auf drei verschiedenen Kontinenten.

Auch im menschlichen Körpern lässt sich der Stoff nachweisen; ob das gesundheitsschädlich ist, ist umstritten. Aber zumindest haben Studien einen Zusammenhang von PFC-Belastungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Menschen aufgezeigt. Laut dem Baden-Württembergischen Gesundheitsministerium besteht unter anderem der Verdacht, dass einige PFC die Fruchtbarkeit von Frauen und die männliche Spermatogenese negativ beeinflussen können. Es gibt demnach auch Hinweise, dass der Langzeitschutz von Tetanus- und Diphtherieimpfungen abgeschwächt werden könnte. Zudem wurden Wirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel bereits bei relativ niedrigen PFC-Belastungen beschrieben.

Plastikmüll auf der Haut

Bei den Membranen verwenden einige Firmen mittlerweile alternative Materialien wie „Sympatex“, ausgezeichnet mit den Umweltstandards Oekotex oder Bluesign. Immer öfter wird bei deren Herstellung aus PET-Flaschen recyceltes Polyester verwendet. Leider ist das deutlich weniger sympathisch, als es beim ersten Hören scheint. Energieaufwand und Emissionen bei der Herstellung sind zwar niedriger, als wenn „frisches“ Erdöl zu Kunstfasern verarbeitet wird. Aber der Aufwand ist immer noch hoch, und PET sollte idealerweise als Pfandflasche im Kreislauf bleiben oder wenigstens wieder zu PET-Flaschen verarbeitet werden; dabei sind die Energiebilanz viel besser und die Qualitätsverluste geringer.

Die richtige Jacke

Fazit: im Moment gibt es keine richtig gute Lösung, die gleichermaßen trocken hält und die Umwelt schon. Aber ein paar Gedanken sind dennoch sinnvoll:

  1. Wofür brauche ich die Regenjacke?
    Muss sie mich nur halbwegs trocken durch die Fußgängerzone bringen oder will ich stundenlang im Regen wandern? Für ersteres reicht wasserabweisendes Material, etwa imprägniert mit Bienenwachs. Und interessanterweise stellt die Stiftung Warentest bei Funktionsjacken-Tests regelmäßig fest, dass für die Wasserdichtigkeit einer Jacke weniger das Material entscheidend ist, sondern vor allem die technisch hochwertige Verarbeitung – zum Beispiel mit abgeklebten Nähten, damit kein Wasser eindringen kann.
  2. Brauche ich wirklich eine neue Jacke?
    Globetrotter und Vaude verkaufen mittlerweile aufgefrischte Kollektionen aus zweiter Hand. Und auch in Second Hand Läden und Bazaren findet man gut erhaltene Stücke. Die Hersteller Schoeffel-Lowa und Jack Wolfskin bieten übrigens einen PFC-freien Nachimprägnier-Service an.
  3. Achtung Daunen!
    Logo Tiergerchte DaunenSie sind leicht und mollig warm – aber leider gibt es keine Deklarationspflicht, ob die Daunen hautfreundlich „gerauft“ wurden oder schmerzhaft gerupft. Das ist in Deutschland zwar verboten, aber 90 Prozent der bei uns gehandelten Ware stammt aus China… Es gibt vegane Alternativen aus Biobaumwolle oder Hanf. Oder den Global Traceable Down Standard TDS. Bei Produkten, die dieses Siegel tragen, ist lebend Rupfen und Raufen und Zwangsfütterung verboten.
  4. Schadstoffärmere Jacken
    Das Umweltportal Utopia nennt Hersteller, die Regenjacken aus umweltfreundlichen Materialien anbieten. Die umweltorganisation Greenpeace hat ein umfangreiches Factsheet auf ihrer Webseite. Mit detaillierten Informationen zu Anbietern von sinnvollen Alternativen.