Fast 200 Millionen Handys liegen laut einer Bitkom-Studie aus dem letzten Jahr ungenutzt in deutschen Schränken und Schubladen. Ich überschlage mal grob: zieht man die jüngsten und ältesten Bundesbürger:innen ab, dann sind das 3 Handys pro Person…

Mit schlechtem Gewissen hab ich sofort in meinen Schrank geschaut, wo ungenutzte Elektronik landet. Immerhin nur eines, die anderen ausgemusterten Geräte der letzten Jahre hatten immer dankbare Abnehmer bei meinem Nachwuchs gefunden. Aber auch das ist schon eines zuviel, denn in den Gerätenin stecken 50 bis 60 wertvolle Metalle und Edelmetalle – Silber, Gold, Platin, Kupfer, Nickel, Kobalt und Lithium. Der Elektroschrott im Büroschrank bedeutet also eine gigantische Rohstoffverschwendung.

Wohin mit den alten Handys?

Diese Rohstoffe einer ordentlichen Verwertung zuzuführen, ist allerdings gar nicht so einfach, und daran sind auch die Hersteller schuld. Denn viele Sammelstellen, etwa bei der Telekom, nehmen zwar Althandys an, allerdings aus Brandschutzgründen nur ohne Akku. Dummerweise kann man die aber bei den wenigsten Handys rausnehmen, meist sind sie fest verklebt. Dieses Problem könnte ich für die Zukunft lösen, indem ich mich beim nächsten Handy für ein modulares Gerät entscheide, etwa von Shiftphone oder Fairphone. Allerdings verstehe ich jeden, der bei seiner gewohnten Marke bleiben möchte, das Übertragen aller Einstellungen ist auch so schon nervig genug…

Es gibt eine tolle Initiative des Naturschutzbund Nabu, die das Problem auf sehr konstruktive Weise löst: Die Naturschützer stellen Handysammelboxen auf, wo das komplette Althandy eingeworfen werden darf. Im Internet findet man auf der Nabu-Seite Standorte; Einzelhändler, Vereine oder sogar Privatpersonen können beim Nabu auch Sammelboxen kostenfrei bestellen und selbst zum Handysammler werden. Kleine Nebenbemerkung: Ich hab mich natürlich gefragt, warum das weniger brandgefährlich sein soll – und hab gelernt: Die typische Situation, in der Lithium-Ionen-Akkus Feuer fangen, ist beim Ladevorgang. Und immerhin hat die Deutsche Post offenbar kein Problem damit, die vollen Nabu-Sammelboxen zu transportieren.

Die Recycling-Initiative des Nabu

Die eingesammelten Handys kommen zur Firma AfB in Ettlingen bei Karlsruhe . Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, gebrauchte Handys, aber auch PCs, Laptops, Monitore und Drucker wiederaufzubereiten. Was sich ohne großen Eingriff wiederverkaufen lässt, geht direkt in den Handel. Mitarbeiter der Firma bauen dann bei den defekten Handys den Akku aus, diese werden gesondert gesammelt. Alles andere kommt in einen großen Schredder. Zusammen mit nicht mehr wiederverkäuflichen Datenträgern wie Computerfestplatten hat die Firma im Jahr 2020 gut 18,5 Tonnen Schreddergut produziert.

Aus diesem Schreddergut lassen sich durch verschiedene Abscheidungsverfahren – magnetisch, in Wasser u.s.w. – die einzelnen Metalle voneinander trennen. Dabei erreichen die Verwerter eine Quote von 85 Prozent, die zurück in den Stoffkreislauf gelangen – eine Quote, von der deutsche Kunststoffrecycler nur träumen können. Auch die wertvollen Rohstoffe in den Akkus können zurückgewonnen werden, in einem separaten Verfahren.

Kampf der Rohstoffverschwendung

Ich fände es schön, wenn wir es schaffen würden, mehr Handys zurück in den Wertstoffkreislauf zu bekommen. Also: Schränke ausmisten! Oder noch besser: Boxen bestellen und Sammlungen im Freundeskreis organisieren! Hiermit lobe ich einen Wettstreit aus: Wer bis zum 31. Oktober die meisten Althandys eingesammelt und verwertet hat, bekommt den Konsumkompass, die Eco Hacks und mein nächstes Buch über nachhaltige Ernährung geschenkt. Für Platz 2 gibts den Konsumkompass, für Platz 3 die Eco Hacks. Foto vom Sammelresultat mit Sammelbox im Bild an info@meinkonsumkompass.de

Ran an die Schubladen – ich bin gespannt, wieviel wir gemeinsam schaffen!