Während ich diese Zeilen schreibe, verursache ich Elektroschrott, völlig unnötigerweise und ohne es zu wollen. Mein Ärgernis der Woche!

In meinem neuen Buch „Die 100 besten Eco Hacks“ geht es um alltagsnahe Praxistipps in Sachen nachhaltiger Leben, und ich freue mich sehr über die vielen positiven Rezensionen. Viele kleine Schritte können etwas Großes ergeben, und ich finde wirklich jeden noch so kleinen Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit gut, den meine Mitmenschen und ich tun. Das ändert jedoch nichts daran, dass die wirklich relevanten Effekte anderswo erzielt werden könnten, und dafür brauchen wir die Politik.

Ressourcenverschwendung ohne Not

Zum Beispiel beim Thema Verwerten statt Recyceln. Dieses Thema fängt nicht erst beim Müll an, sondern schon davor. Nur ein Beispiel: Bei meinem Mini funktioniert der rechte Scheibenwischer nicht mehr. Nach 120000 Kilometern finde ich das ok. Nicht ok ist aber, dass meine Werkstatt zur Stunde nicht nur das defekte Gestänge austauscht. Ich bekomme auch einen neuen Motor für den Scheibenwischer. Der alte funktioniert einwandfrei und würde es vermutlich auch noch lange weiter tun. Es gibt das Gestänge aber nur mit Motor.

Möglicherweise werden ja die Einzelteile des nun entsorgten Motors einzeln verwertet, wobei ich da so meine Zweifel habe. Aber dass ein funktionierendes Teil überhaupt auf dem Müll landet, ärgert mich maßlos. Das macht meine Reparatur unnötig teuer, und es werden Ressuorcen verschwendet, völlig unnötigerweise. Ich will hier nicht unterstellen, dass das bewusste Geschäftemacherei ist. Vielleicht ist es nur gedankenlos. Aber das Resultat bleibt gleich schlecht.

Reparieren muss sexy werden!

Ich glaube, wir brauchen hier ein völlig neues – eigentlich altes – Bewusstsein. Wo es normal ist, reparierbare Dinge zu reparieren. Und wo das ersetzen einfach so viel unattraktiver weil etwa teurer ist, dass es sich lohnt, Dinge weiterzuverwenden. Das fängt bei unserer Denke an. Ja, ein neues Paar Schuhe ist oft kaum teurer, als die Reparatur der alten. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit fällt die Rechnung aber anders aus. Und bei Autoteilen, zum Beispiel, könnte der Gesetzgeber etwas tun.

Die EU hat zum 1. März dieses Jahres eine Richtlinie eingeführt, die ein Schritt in die richtige Richtung ist:

  • Ersatzteile müssen noch lange nach dem Kauf lieferbar sein, zum Beispiel 7 Jahre bei Kühlgeräten und 10 Jahre bei Waschmaschinen und das innerhalb von 15 Tagen.
  • Hersteller müssen dafür sorgen, dass Ersatzteile mit allgemein verfügbaren Werkzeugen ausgetauscht werden können, und das ohne dass das Gerätdabei  dauerhaft beschädigt wird.
  • Verbraucher müssen „nicht-sicherheitsrelevante“ Ersatzteile selbst kaufen können, etwa Türgriffe oder Türscharniere. „Fachlich kompetente Reparateure“ sollen auch sicherheitsrelevante Ersatzteile erwerben können.
  • Hersteller müssen Verbrauchern im Internet eine Liste mit den erhältlichen Ersatzteilen zur Verfügung stellen.
  • „Fachlich kompetenten Reparateuren“ und Verbrauchern ist ein freier Zugriff zu entsprechenden Reparatur-Anleitungen zu gewährleisten.

Dummerweise sind ausgerechnet Smartphones, Tablets und PCs von dieser Richtlinie ausgenommen – dabei werden in denen besonders viele seltene Wertstoffe verbaut. Und auch die Automobilindustrie ist davon nicht erfasst.

Wir brauchen Gesetze und Spielregeln, die uns Kund:innen dabei helfen, unseren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Und eine Politik, die unsere Wünsche diesbezüglich ebenso ernst nimmt, wie die Interessen der Industrie.