Als meine Kinder klein waren, galten Fischstäbchen als praktikables Mittel, um Fisch in Kinder hineinzufüttern. Wo doch Fisch so gesund ist. Jetzt haben auch hier durch den Ukraine-Krieg die Hersteller Nachschubprobleme…

Die Industrie schlägt Alarm: Die LIeferketten beim Lieblingsfisch vieler Kinder sind ins Stocken geraten. Bei Iglo wurden bereits zahlreiche Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Fischstäbchen sind im Moment in vierfacher Hinsicht ein Krisenprodukt:

1. Der Fisch

Die goldenen Stäbchen werden überwiegend aus Alaska-Seelachs hergestellt – und der Alaska-Seelachs, der bei uns im Kühlregal landet, kommt zu 70 Prozent aus russischen Gewässern. Aus ähnlichen Gründen, wie – bisher – unser Gas: Russische Ware war besonders billig. Jetzt stockt der Nachschub.

2. Die Herstellung

… ist das zweite Sorgenkind. Denn oft wird der Fisch zum Filettieren nach China geschafft – dort ist die Arbeit besonders billig. Aber durch die gerade immer wieder verhängten Corona-Lockdowns hakt die Lieferkette auch an dieser Stelle

3. Die Panade

… besteht vorwiegend aus Weizen… das nächste Kriegs-Problem-Produkt, das übrigens für die Industrie ebenfalls aus Kostengründen besonders attraktiv ist, zumindest zu Friedenszeiten. Mehr Panade und weniger Fisch schafft ein höchst attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis… Aber weil Weizen vor allem aus der Ukraine und aus Russland kommt…

4. Das Frittieren

… braucht Öl – Fischstäbchen werden vor dem Einfrieren schon mal vorfrittiert, damit sie sich besonders einfach zubereiten lassen. Das Öl dafür ist – aus Kostengründen, Sie ahnen es – Sonnenblumenöl, das Öl also, wo die Ukraine der Weltmarktführer war. Das Öl, das neuerdings nur noch an Stammkunden verkauft wird, oder mit Mengenbeschränkungen, oder einfach gar nicht

Fischstäbchen sind in Kriegszeiten also ganz schwierig… aber eigentlich ist das gar nicht schlimm: Zunächst mal lässt sich diskutieren, ob aus Ernährungssicht ein Produkt, das eh vor allem aus Fett und Paniermehl besteht, wirklich so wertvoll ist. Die DGE empfiehlt den Verzehr von Fisch. Aber ehrlich gesagt lassen sich alle Nährstoffe, die Fisch enthält, problemlos anderweitig aufnehmen. Und nachhaltig ist die Fisch-Esserei gar nicht: Aus Sicht von Tierschutzorganisationen gibt es praktisch keinen Fisch, den man einmal pro Woche essen sollte, außer Karpfen aus Bio-Zucht. Quasi alle Bestände weltweit sind überfischt, der Alaska-Seelachs auch.

End of Fish

Der End of Fish-Day war dieses Jahr schon am 11. März: An diesem Tag sind die im gesamten Jahresverlauf unter deutscher Flagge gefangenen und hierzulande gezüchteten Fische und Meeresfrüchte rechnerisch verbraucht. Das haben die Hilfsorganisationen Brot für die Welt, Fair Oceans und Slow Food Deutschland ausgerechnet. Letztes Jahr war der Tag noch 6 Tage später.

Fassen wir mal zusammen: Wir haben hier ein ernährungsphysiologisch wenig sinnvolles Produkt. Mit sehr schwieriger Öko-Bilanz, wenn man sich die Transportwege anschaut. Das aus einem Tier produziert wird, das von Überfischung bedroht ist. Ja dann… essen wir vielleicht einfach keine Fischstäbchen!