Als ich gestern morgen in den Schneideraum komme, fällt mein Blick sofort auf ein neues Gerät: eine Kaffeekapselmaschine. Das Urböse, sozusagen, auch wenn George Clooney natürlich ein echt guter Typ ist…

„Macht nichts“, erklärt mein Liebingscutter. „Ich hab extra kompostierbare Kapseln gekauf!“ Kaffeekapseln, die sich kompostieren lassen – wenn das stimmen würde, wäre das tatsächlich eine gute Sache. Denn Kaffeesatz ist eine besonders wertvolle Zutat für Kompost, ein idealer Dünger. Und zugegebenermaßen sind die Kapselbereiter, gerade in Büros, eine extrem praktische Sache.

Der erste Blick scheint verheißungsvoll: Eco Caps heißen die kleinen Dinger, und sie seien „compostable technology“. Auf der Innenseite der Packung wird das nett erklärt: Aus meinem duftenden Kaffee wird ein hübsches Pflänzchen…

Was auf der Packung als funktionierender Wertstoffkreislauf verkauft wird, funktioniert in Wahrheit nicht

Mit 32 Cent pro Kapsel sind die Ecocaps sogar 10 Cent billiger, als die klimafeindlichen Alukapseln des Maschinenherstellers. Das ist zwar immer noch viel teurer, als den Kaffee einfach aufzubrühen, aber gut. Ich studiere die Rückseite der Packung und werde stutzig. Da steht in Großbuchstaben:

Die Kapseln dürfen nicht über den privaten Kompost entsorgt werden

Nun ja – jetzt haben wir hier mitten in München ohnehin keinen Komposthaufen im Hof. Aber dafür eine Biotonne. Laut Verpackung ist die „innovative kompostierbare Kapsel“, so die Werbung des italienischen Herstellers, gemäß europäischer Norm EN13432 durch den TÜV Austria für die industrielle Kompostierung zertifiert. Ist also die Biotonne der richtige Ort? Und die Kaffeekapsel damit total ökologisch korrekt entsorgt?

Wohin mit der Öko-Kapsel?

Ich rufe beim Abfallwirtschaftsamt der Stadt München an. Und bekomme eine ernüchternde Antwort: Zum einen können die Sortieranlagen unterschiedliche Kapseln nicht erkennen. Deshalb sortieren sie Kaffeekapseln grundsätzlich aus und schlagen sie dem Restmüll zu. Das bedeutet im Klartext: Müllverbrennung.

Doch selbst wenn es möglich wäre, Alukapseln von denen aus Biokunststoff zu unterscheiden: Die EU-Norm bedeutet, dass die Kunststoffe innerhalb von 90 Tagen zu 90 Prozent zersetzt sind. Für funktionierendes Kompostieren ist das eindeutig nicht gut genug. Damit sind die vermeintlichen Bio-Kapseln aus meiner Sicht eine Mogelpackung vom Feinsten.

Staatlich genehmigte Mogelpackung

Klares Fazit: Kaffeekapselmaschinen sind bequem, aber eine Ökosauerei. Immer. Und ich frage mich, warum Hersteller mit dieser Art irreführender Bezeichnung werben dürfen. Theoretisch kompostierbare Kapseln, für die es aber in der Praxis keinen gängigen Kompostierweg gibt. Klassisches Greenwashing also, in diesem Fall auch noch mit staatlicher Zertifizierung. Ich finde das ärgerlich!