Ich war neugierig: Letztes Jahr hatte ich hier etwas über die Ökobilanz von Christbäumen geschrieben – Bio-Bäume sind da klar die beste Wahl. Jetzt hab ich auf Instagram nachgefragt, ob sich die Bäume ohne Pestizide durchgesetzt haben.

Zumindest in München gibt es jedenfalls deutlich mehr Verkaufsstellen, als im letzten Jahr – meinen Bio-Christbaum 2022 konnte ich bequem in 5 Minuten mit dem Fahrrad nach Hause befördern. Und das Transportmittel ist bei der Ökobilanz oft viel wichtiger, als die Ware selbst – der Klimafaktor des selbst gefällten, handverlesenen Baums vom Bio-Landwirt zerbröselt rasant, wenn das gute Stück anschließend 30 Kilometer im SUV fährt…

Im Internet gibt es eine ganze Reihe von Anbietern, die Bio-Bäume auch nach Hause liefern. Mein Verkäufer um die Ecke hätte mir meinen Baum auch geliefert – aber ich war positiv überrascht, wie gut mein Drahtesel als Lastenfahrrad funktioniert…

Der ökologisch korrekte Weihnachtsbaum

Ich habe für Euch nochmal die wichtigsten Ökofaktoren rund um den Weihnachtsbaum zusammengestellt:

  • Heimische Bäume sind auf jeden Fall besser als Importware, je regionaler desto besser, wegen der Umweltbelastung durch den Transport. Wobei es hier schon wieder kniffelig wird – 80 Bäume auf einem LKW, die dann von den Käufern zu Fuß nach Hause gebracht werden, sind im Zweifel weniger CO2-belastend als 80 Familienkutschen, die in die Christbaumschonung auf dem Land fahren, um dort ihren Baum persönlich zu schlagen und zu transportieren.
  • Klarer Favorit der Deutschen ist die Nordmanntanne, mit einem Marktanteil von 75 Prozent. Die ist eigentlich im Kaukasus zu Hause. Die Fichte wäre eine heimische Alternative, nadelt aber dummerweise viel mehr. Noch schlechter: Immer wieder finden Umweltschützer erhebliche Pestizidmengen in den Nadeln, zuletzt der BUND 2020, als von 23 untersuchten Bäumen 14 schwer belastet waren, in zwei Fällen sogar mit Pestiziden, die in der EU verboten sind.
  • Bio-Christbäume haben kein Pestizid-Problem, auch wenn die Biobäume manchmal etwas weniger gerade und gleichmäßig gewachsen sind.
  • Bäume mit Wurzelballen kaufen und nach Weihnachten einpflanzen ist nur dann wirklich nachhaltig, wenn der Baum auch nach Weihnachten weiterlebt. Deshalb darf er nur kurz im Wohnzimmer stehen, muss langsam an die wärmere Temperatur gewöhnt werden, nicht neben der Heizung stehen, man muss ihn regelmäßig, aber nicht zu viel gießen … etwas für Experten!
  • Für alle, die sich nicht sich über die Jahre einen Tannenwald im Garten zulegen mögen, gibt es Anbieter, wo man den Baum im Topf mieten kann. Allerdings schlägt da der Transport gleich mehrfach zu Buche, wenn der Mietbaum kilometerweit durch die Gegend gefahren wird.
  • Ein Plastikbaum muss mindestens 17 Jahre verwendet werden, bis er in Sachen Ökobilanz vorne liegt. Und dann haben Sie bei Plastikbäumen auch wieder das Erdöl-Thema auf der Uhr. Was zudem für den traditionellen Christbaum spricht: In den acht bis zehn Jahren, während er wächst, speichert er etwas mehr CO2, als nachher beim Schlagen und entsorgen frei wird
  • Verzichten sollte man auf alles, was das Kompostieren hinterher erschwert: Lametta, Kunstschnee zum Aufsprühen, Flitter aller Art – damit lässt sich der Baum nicht mehr sinnvoll recyceln

Im Blog des WWF gibt es Tipps, wie man den Weihnachtsbaum nach den Feiertagen richtig entsorgt.

Was steht im Wohnzimmer?

Meine Instagram-Umfrage war spannend – ganz offensichtlich machen sich viele Gedanken darüber, ob man einen abgehackten Baum für ein paar schöne Tage rechtfertigen kann.

38 Prozent der Teilnehmer verzichten dieses Jahr auf einen Weihnachtsbaum. Ebensoviele stellen einen Baum auf, wie immer. Und ein Viertel hat einen Biobaum im Wohnzimmer – das freut mich!