Für mich beginnt die Adventszeit damit, dass ich einem Plastikweihnachtsmann auf den Bauch drücke: Sein röhrendes „Hohoho“ und „Have you been good this year?“ begleitet mich schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert.

Der kleine Santa ist damit ein echter Nachhaltigkeitsweltmeister: 27 Durchgänge, immer noch mit der ersten Batterie, und nachdem er auch für meine Kinder zum Advent dazugehört, stehen die Chancen gut, dass er noch sehr lange nicht zu Plastikmüll wird. Schön!

Nachhaltig durch den Advent

Diese Weihnachtsmänner habe ich vor 20 Jahren auf dem Weihnachtsmarkt am Chinesischen Turm gekauft – ohne die geht Weihnachten bei mir nicht!

Bei den Recherchen zum Konsumkompass habe ich mich auch mit dem Thema Weihnachten befasst. Schon aus Eigeninteresse: Ich bin ein Weihnachtsdeko-Junkie. Allerdings auch Traditionalistin – was ich einmal angeschafft habe, wird jahrelang weiterverwendet. Das ist auf jeden Fall schon mal gut. An anderen Punkten wird es schwieriger – denn vieles, was wir in der stillen Zeit abnschaffen, ist schon vier Wochen später Tetil eines großen Müllberges.

Der Adventskranz

Der Adventskranz wäre aus heimischen Fichten- oder Kiefernzweigen nachhaltiger als aus der Nordmanntanne. Allerdings bin ich damit zugegebenermaßen gescheitert – da, wo ich einen Kranz im Vorbeigehen kaufen konnte, gab es ausschließlich Nordmanntanne. Und mit dem Auto zum Fichtenhändler meines Vertrauens… nicht sinnvoll!
Beim Kauf sollte man aber zumindest auf den Unterbau achten: Styroporkränze verrotten bei der Deponierung nicht. Natürliche Materialien wie Reisig oder Stroh sind besser. Oder eben gleich ein Kranz, der nur aus Zweigen besteht. Und selbstverständlich gehört der Kranz nach Weihnachten in die Biotonne und nicht in den Hausmüll.

Bei Kerzen hat Bienenwachs eine viel bessere Ökobilanz als Kerzen aus Paraffin – das wird aus Erdöl erzeugt und ist schon deshalb problematisch. Stearinkerzen wären günstiger, dürfen aber auch bis zu zehn Prozent aus Paraffin bestehen. Ich muss hier schon wieder mein Scheitern gestehen: Zu meiner (langjährig stets wiederverwendeten) Adventskranzdeko gefallen mir farbige Kerzen besser. Also doch Ökosünde…

Der Weihnachtsstern

Ein relativ problematisches Produkt ist der so beliebte Weihnachtsstern, nach Orchideen Deutschlands meistverkaufte Topfpflanze. Die Mutterpflanzen unserer Weihnachtssterne stehen in Afrika. Die Stecklinge kommen zu großen Teilen aus Weihnachtsstern-Farmen in Uganda, Kenia oder Äthiopien. Denn unser Klima ist für diese Pflanze völlig ungeeignet, zu wenig Wärme und Sonne. Zwischen Mai und Juni fliegen die Stecklinge dann nach Europa und werden hier groß gezogen.
Die Arbeitsbedingungen in den afrikanischen Farmen sind meist problematisch – schlecht bezahlte Arbeiter, hoher Pestizideinsatz. Und weil die Pflanzen nur zu Weihnachten so richtig beliebt sind, wandern sie im Januar meist in den Müll, ganz abgesehen davon, dass das Pflegen eines Weihnachtssterns als mehrjährige Zimmerpflanze auch nur Menschen mit grünem Daumen gut gelingt.

Der Mistelzweig

Aus Amerika zu uns gekommen, und gerade in diesen düsteren Corona-Zeiten kann man gar nicht genug Gelegenheiten schaffen, von geliebten Menschen geküsst zu werden. Aber: Die Mistel ist eine wichtige Futterpflanze für Insekten und Vögel. Wegen ihrer großen Beliebtheit in der Adventszeit sind die Bestände bei uns vielerorts bedroht. Viele Misteln kommen auch aus Frankreich – da ist die Ökobilanz wieder mies, wegen des weiten Transports. Wenn Sie auf Ihren Kuss unter der Mistel nicht verzichten wollen: vielleicht wenigstens mehrere Jahre unter dem gleichen Zweig?

Dann fällt allerdings ein weiterer schöner Brauch weg, den mir der Mistelverkäufer auf dem Schwabinger Weihnachtsmarkt einst verraten hat: die Mistel vom Vorjahr in der Adventszeit verbrennen und dabei an Wünsche fürs nächste Jahr denken soll angeblich Glück bringen. Und ja, unter Feinstaubaspekten natürlich schon wieder nicht gut…

Nächste Woche an dieser Stelle: Der ökologisch perfekte Weihnachtsbaum und andere Tipps, wie sich das Fest der LIebe nachhaltiger feiern lässt