Heute geht es mal um gute Nachrichten. Darüber, wie Bauern der EU erfolgreich ein Schnäppchen schlagen konnten. Und wie wir Verbraucher*innen davon profitieren.

Es ist schon verblüffend, wie ebenmäßig Obst im Laden ausieht: Alle Früchte gleich groß, makellos geformt, farblich einheitlich. Wer einen Apfelbaum im Garten hat, weiß, wie unterschiedlich die Natur Früchte eigentlich reifen lässt. Und eigentlich ist es ja auch ganz praktisch, wenn nicht alles gleich groß ist, je nach Hunger und Verwendung. Wie also kommt es zu dem fast schon geklonten Einheitslook?

Was bringen Handelsklassen?

In der EU gibt es die Handelsklasse. Für uns Kunden ist die eigentlich ziemlich egal: Denn sie bescheinigt keineswegs Qualität oder Geschmack, sondern nur der Norm entsprechende Werte wie Gewicht, Größe und Form. Für den Handel ist die Einheitsware praktisch und erleichtert die Abläufe. Doch da Natur und Handelsklasse oft nicht zusammenpassen, hat das schwerwiegende Folgen für die Erzeuger.

Zum Beispiel für die Orangenbauern der Region Argolida auf dem Peloponnes. Die durften Jahr für Jahr ungefähr 20 – 25 Prozent der Ernte nicht in andere EU-Länder als Speiseorangen vermarkten, weil die Früchte gemäß der EU-Norm nicht hübsch genug waren. Denn die EU-Regulierung gibt exakt vor, wie Zitrusfrüchte für den Verkauf an Endkonsumenten auszusehen haben: orange, intakt, frei von Druckstellen oder starken Narben, mindestens 53 Millimeter Durchmesser. Kleinere oder speziell geformte Orangen darf man nur zu Saft verarbeiten, nicht aber als ganze Früchte für den Verzehr exportieren.

Das ist schlecht für die Betriebe: Saftorangen bringen pro Kilo 8 Cent weniger ein – bei einem Kilopreis von 20 Cent für konventionelle Orangen ist das ein herber Verlust.

Mit „Echten Orangen“ gegen die EU-Bürokratie

Die Schweizer Handelsorganisation Gebana engagiert sich seit 1973 für fairen Handel auf der ganzen Welt und vertreibt unter dem Stichwort „weltweit ab Hof“ schon lange die Erzeugnisse nachhaltig wirtschaftender Familienbetriebe.Sie hat in langen Verhandlungen einen Weg gefunden, wie die Navelina-Orangen aus Argolida trotzdem zu einem fairen Preis für die Bauern in den Handel kommen können. Seit diesem Winter verschickt Gebana diese Orangen kartonweise auch nach Deutschland, mit einem eingelegten Zettel, dass die Orangen „zur Verarbeitung“ bestimmt seien. Und bezahlt den Bauern trotzdem das, was sie für Bio-Orangen immer bezahlt.

Wir Kund*innen sind bei diesem Trick gewissermaßen die Komplizen: Wie ich meine Orangen in der heimischen Küche verarbeite, ist schließlich mein Bier. Indem ich meine Orange vor dem Essen schäle, zum Beispiel 😉 Die Früchte jeder Lieferung variieren äusserlich. Sie können auch mal grün sein, weil die Farbe erst wechselt, wenn es nachts kälter als 12 Grad wird. Ich habe es ausprobiert: Geschmeckt haben sie mir, meiner Familie und meinem Freundeskreis alle gleichermaßen gut!

Wem ich Appetit gemacht habe: Noch dreimal in dieser Saison gibt es die „echten Orangen“ zu bestellen, das nächste Mal, für eine Lieferung noch im Januar, morgen am 19. Januar, zu bestellen auf der Gebana Homepage