Angeblich soll der Sommer ja unmittelbar bevorstehen, und mit ihm hoffentlich etwas mehr Sonnenschein, als in den letzten Wochen. Doch die schafft neue Probleme…

Dabei rede ich ausnahmsweise mal nicht von der Dürre, sondern vom Thema Sonnenschutz. Als ich ein Teenager war, galt LSF 10 schon als extrem hoch, ich erinnere mich auch noch deutlich an „Tiroler Nussöl“-Duftwolken im Freibad – das hatte meiner Erinnerung nach damals gar keinen Lichtschutzfaktor. Heute sind Sonnencremes mit LSF 30 quasi der Nornalfall, jederzeit steigerungsfähig. Besser für die Haut ist das ganz sicher. Aber leider kaufen wir mit dem Schutz gegen UV-Strahlung ein ganzes Bündel negativer Umweltfolgen mit ein, oft quasi die Wahl zwischen Pest und Cholera…

Chemische UV-Filter – mit Vorsicht zu genießen

Die meisten Sonnenschutzmittel arbeiten mit chemischen Filtern. Und die sind leider quasi alle umstritten – weil sie z.T. wie Hormone wirken und sogar in die Muttermilch übergehen, weil sie Allergien auslösen aber auch weil sie beim Baden ins Wasser und von dort aus in den Stoffwechsel von Wasserlebewesen geraten.

Die Bloggerin Indojunkie hat einen sehr ausführlichen Artikel über die Wirkung von chemischen Filtern auf Korallenriffe geschrieben und listet darin die problematischen Filter auf, nebst jeweiliger Studie, die die negativen Folgen der jeweilgen Substanz belegt:

UV-Filter:

  • Benzophenone-1 → zur Studie
  • Benzophenone-3 (Oxybenzon) → zur Studie
  • Benzophenone-2 → zur Studie
  • Benzophenone-8 (Dioxybenzon) → zur Studie
  • Ethylhexyl Methoxycinnamate (Octinoxat) → zur Studie
  • Paraaminobezoesäure (PABA) → zur Studie
  • 2-Cyano-3,3-diphenyl-2-propensäure-2-ethylhexylester (Octocrylen) → zur Studie
  • 4-Methylbenzylidencampher (Enzacamen)
  • nano-Zink (kannst du an dem Wort „nano“ in der Inhaltsstoffliste erkennen) → zur Studie
  • nano-Titandioxid (auch an dem Wort „nano“ in der Inhaltsstoffliste erkennnbar) → zur Studie

Was Korallen schadet ist auch sonst nicht wirklich gut für die Gewässer – und der Fettfilm, der an manchen Badeseen in Ufernähe auf der Wasseroberfläche schwimmt, lässt ahnen, wieviel vom Sonnenschutz im Wasser gelandet ist statt auf der Haut zu bleiben.

Mineralische Filter

… sind im Grundsatz besser, hinterlassen aber auf der Haut einen weißen Film und sind mühseliger zu verteilen. Manche Hersteller haben diesen Nachteil auszugleichen versucht, indem sie die Partikel aufspalten. Nano-Filter sind aber auch wieder umstritten, weil sie in den Organismus eindringen können. Seit Juli 2013 müssen Nanomaterialien, die für Kosmetika hergestellt wurden, in der Inhaltsstoffliste den Zusatz „(nano)“ tragen. Ökotest hat allerdings im Sommer 2022 herausgefunden, dass man sich auf diese Kennzeichnung nicht immer zu hundert Prozent verlassen kann.

Mit zertifizierter Naturkosmetik mit Siegeln wie Natrue, Ecocert und BDIH ist man einigermaßen auf der sicheren Seite. Diese Cremes dürfen kein Mikroplastik und bis auf wenige Ausnahmen keine Substanzen chemischen Ursprungs enthalten, und damit auch definitiv nicht die oben genannten chemischen UV-Filter. Allerdings dürfen nano-Zink und nano-Titandioxid-Partikel enthalten sein.

Auf der Seite Codecheck bekommt man einen guten Überblick über Inhaltsstoffe.

Was also tun?

Gar kein Sonnenschutz? Lieber nicht! Laut statistischem Bundesamt starben im Jahr 2020 etwa 4 000 Menschen an Hautkrebs . Das waren 53 % mehr als im Jahr 2000. Aber vielleicht dann eben doch mit dem weißen Schutzfilm leben… und nicht frisch eingecremt ins Wasser.

Auch bei der Verpackung kann man einiges besser oder schlechter machen, in Bezug auf Nachhaltigkeit. Glas- und Metallflaschen haben bei manchen das bessere Image, definitiv aber die schlechtere Öko-Bilanz als Plastik. Alle Arten Pump-Aufsätze bedeuten mehr Herstellungsaufwand und sind quasi nicht recyclebar. Es gibt mittlerweile auch feste Cremes in Stickform, mit Papphülle – finde ich in der Handhabung nicht so praktisch, vor allem für größere Körperflächen.

Ganz entscheidend jedoch ist, dass die Verpackung nicht in der Natur oder im Restmüll landet. Weiße Plastikflaschen lassen sich besser recyceln, als dunkle. Und es ist vielleicht eine nette Geste gegenüber dem Urlaubsland, die leere Flasche zuhause in die Wertstoffkette einzuspeisen und nicht in der Ferne. Ob der Plastikmüll auf verschlungenen Wegen dann doch wieder in Asien landet, das ist eine andere Geschichte…