Mein Thema heute ist nur indirekt ein Nachhaltigkeitsthema – aber eines, das mir sehr am Herzen liegt. Und zu dem ich für den SWR eine Doku gemacht habe, die am Mittwoch um 20:15 ausgestrahlt wird, in der Reihe „betrifft“

Es geht um das Vitamin, das momentan die dankbarste Cashcow für Pharmahersteller ist: Vitamin D. Selbst Menschen, die sonst eher skeptisch auf die Einnahme von Vitaminen blicken, sind bei Vitamin D oft unsicher, ob sie da nicht doch lieber zugreifen sollten. Zu alarmierend klingt, was immer wieder verbreitet wird: Deutschland sei Mangelland, mindestens ein Drittel der Deutschen sei dramatisch unterversorgt, zumindest im Winter könne etwas Extra-Vitamin-D nicht schaden. Stimmt das?

Wie bekommen wir genug Vitamin D?

Aus der Nahrung bekommen wir nur einen kleinen Teil des nötigen Vitamin D

Vitamin D ist enthalten zum Beispiel in fettem Meeresfisch, Avocados, Eiern oder Champignons. Das Vitamin ist besonders wichtig für unseren Knochenbau: Leber und Niere wandeln Vitamin D zu aktivem Vitamin D3 um, das im Körper wie ein Hormon wirkt. Es sorgt dafür, dass Kalzium aus der Nahrung in den Körper aufgenommen werden kann und dass die Nieren den Mineralstoff nur wenig ausscheiden. Außerdem wird im Zusammenspiel mit Hormonen, die am Knochenstoffwechsel beteiligt sind, der Einbau von Kalzium in die Knochensubstanz gefördert. Vitamin D ist zudem für die Muskelkraft, die Immunabwehr und für weitere Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper nötig. Allerdings schaffen wir es über unsere Nahrung kaum, die nötige Menge aufzunehmen – maximal 20 Prozent unseres Vitamin D bedarfs stammt aus unserer Ernährung. Die gute Nachricht: Den Rest bilden Erwachsene in der Haut, mit Hilfe von Sonnenlicht. Da reichen schon ein paar Minuten am Tag.

Im Grunde definiert dieses Phänomen auch schon die Risikogruppen: Babys, deren Haut konsequent vor Sonne geschützt wird. Bettlägrige Patienten, die nie rauskommen. Frauen, die sich aus religiösen Gründen verschleiern. Dieser Personenkreis sollte, im Zusammenspiel mit dem Arzt, Vitamin D supplementieren. Alle anderen kommen mit dem aus, was uns die Natur zuschustert.

Das Geschäft mit dem Sonnenvitamin

Trotzdem boomt der Absatz: Infolge der COVID-19-Pandemie greifen 14 Prozent der Befragten häufiger zu Nahrungsergänzungsmitteln. Gerade eine ältere Kundschaft tendiert zur täglichen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln: Der Mintel-Studie zufolge nehmen 34 Prozent der deutschen Verbraucher über 55 Jahren täglich Nahrungsergänzungsmittel zu sich, womit sie deutlich über dem Durchschnitt (28 Prozent aller Altersgruppen) liegen. Und Vitamin D hat dabei besondere Steigerungsraten, zuletzt hat sich der Umsatz da verdoppelt.

Braucht die Mehrheit von uns tatsächlich Nahrungsergänzungsmittel, um gesund zu bleiben? Ist nicht womöglich die Tatsache, dass die Krankenkassen meist weder den Test noch die Präparate bezahlen, ein Zeichen dafür, dass da irgendwas nicht stimmt? Dieser Frage gehe ich in meiner Doku nach. Ich mache das, was leider viel zu wenige tun: Ich schaue mir die wissenschaftlichen Studien an: Wo wird tatsächlich seriös nachgewiesen, dass sich durch die Einnahme etwas verbessert? Und vor allem: Kann uns ein Zuviel auch schaden?

Die Wahrheit über Vitamin D

Lebenmittel mit Vitamin-D-Anreicherung bewegen sich zum Teil in einem juristischen Graubereich

Wer mich und meine Arbeit etwas kennt, ahnt es schon: Hier wird mit unserer Sorge um die Gesundheit ordentlich Kasse gemacht. Und in letzter Konsequenz ist das auch ein Nachhaltigkeitsthema, wenn Tabletten produziert und geschluckt werden, die wir gar nicht nötig haben… Oder wenn wir Lebensmittel mit zusätzlichem Vitamin D kaufen, weil wir sie für gesünder halten, hoch prozessiert, obwohl wir damit sogar zu hohe Vitamin D Mengen riskieren.

Ein ganzer Film über ein einziges Vitamin? Ja! Weil es selten eine simplere Masche gab, uns völlig unnötig Geld aus der Tasche zu ziehen. Dieser Film erzählt davon, wie uns Apotheken, Ärzte und die Industrie verrückt machen. Wie ein billig herzustellendes Mittel für Milliardenumsätze sorgt. Wie Verbraucher:innen verunsichert werden, und im schlimmsten Fall sogar krank, weil sich Vitamin D relativ schnell überdosieren lässt, mit frei verkäuflichen Präparaten.

Ein Film über das Geschäft mit dem vermeintlichen Allheilmittel Vitamin D.

Betrifft: Vitamin D Pillen – Segen oder Abzocke?

Am 15.2. um 20:15 im SWR Fernsehen