Die Benzinpreise steigen in schwindelerregende Höhen. Und wie viele frage ich mich, ob ich wirklich Putins aggressive Kriegspolitik mitfinanzieren will, indem ich seine Staatskasse mit Benzinkäufen auffülle. Also lieber Zug fahren, oder?

Unter dem Nachhaltigkeitsaspekt ist das auf jeden Fall eine gute Idee, gerade im Urlaub. Der WWF hat schon vor Jahren in einer großen Studie zur Ökobilanz von Urlaubsreisen ermittelt, dass neben dem Fliegen das Reisen im privaten PKW die Klima-Bilanz besonders gravierend verschlechtert. Beim Skiurlaub, zum Beispiel, ist die Anreise für 70 bis 80 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich, selbst wenn man Schneekanonen, beheizte Lifte und überheizte Skihotels mitberechnet.

Ich habe daraus Konsequenzen gezogen und bin letzte Woche mit dem Zug in den Schnee gereist, nach Lech am Arlberg. Die Verbindung dahin ist so halb gut: Man muss in Kufstein umsteigen und von St. Anton aus mit dem Bus weiterfahren. Aber immerhin gibt es überhaupt eine Verbindung mit einer Reisezeit, die halbwegs mit der Autoanreise konkurrieren kann: Im Auto würde ich ohne Stau etwa 2 3/4 Stunden brauchen, so bin ich 4 1/4 Stunden unterwegs. 3 Stunden mehr, dafür kann ich Zeitung lesen, das Klima schonen und dann Putin… win win, könnte man meinen.

Hindernislauf mit Gepäck

Konsequenterweise fahre ich mit der U-Bahn zum Münchner Hauptbahnhof, Taxifahren würde ich als Schummeln empfinden. Wegen der Großbaustelle am Bahnhof dauert der Fußweg bis zum Gleis etwa eine Viertelstunde – natürlich ist mein Gleis das, das am weitesten von meiner U-Bahn entfernt liegt. Pech, aber das geht ja irgendwann wieder vorbei. Wirklich blöd allerdings ist, dass es am Bahnhof keine Gepäckwagen gibt. Ich alleine schaffe mein Reisegepäck, wenn auch schnaufend. Als Familie wäre man jetzt schon aufgeschmissen.

Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Verantwortlichen bei der Bahn eine Kundschaft mit Urlaubsgepäck nicht mehr auf dem Schirm haben. Früher gab es in Bahnhöfen Gepäckwagen, wie sie an Flughäfen selbstverständlich.sind. Die Bahn bietet einen Transportservice – allerdings nur innerhalb Deutschlands, und das dauert auch ganz schön: Ankunft am übernächsten Werktag. Mal ganz abgesehen davon, dass mein Gepäck im Hermes-Kurierfahrzeug meine Ökobilanz schon wieder verschlechtern würde…

In Kufstein laufe ich wieder 7 Minuten – mit größerem Gepäck wird das Umsteigen so zur sportlichen Leistung, ebenso wie die vorgesehenen 9 Minuten Zeit bis zur Abfahrt des Anschlusszuges.  Aber der hat eh Verspätung. Damit ist das Umsteigen entspannter, dafür wartet am Ziel meiner Zugfahrt das nächste Problem: Wäre mein Zug pünktlich in St. Anton angekommen, hätte ich gleich Anschluss gehabt. Stattdessen müsste ich nun fast eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Mit schlechtem Gewissen nehme ich nun doch ein Taxi, das ich mir immerhin mit 3 weiteren abenteuerlustigen Zugfahrern teile.

Nachhaltig Reisen

Oberlech ist autofrei – aber der Weg dahin ohne Auto nicht wirklich praktisch

Denn so, wie das im Moment organisiert ist, ist die Reise mit dem Zug auf die Piste hier eindeutig ein Abenteuer. Das finde ich schade. Wie gesagt: 70 bis 80 Prozent der Ökobilanz eines Skiurlaubs gehen zu Lasten der Anreise. Da wäre es doch ein sinnvoller Ansatz, die Anreise mit dem Zug möglichst attraktiv zu gestalten. Mit Transportmöglichkeiten für Gepäck. Mit Shuttlebussen für anreisende Gäste. Autofreie Skiorte lassen sich besser vermarkten. Jetzt müsste nur die Anreise auch noch autofrei funktionieren.

Und noch ein klitzekleiner Wunsch zum Schluss: So gruselig wie im Speisewagen der ÖBB habe ich schon sehr lange nicht mehr gegessen, und dabei nicht mal billig. Das wäre auch noch ein Aspekt – ich bin mir sicher, dass da mehr geht…