Kürzlich habe ich meinen Handyvertrag verlängert. Und es war gar nicht so einfach, einen Business-Vertrag OHNE neues Smartphone zu bekommen. Dem Mitarbeiter am Telefon erschen es sehr exotisch, dass ich partout kein neues Handy dazu haben wollte. Nicht mal quasi geschenkt…

48 Kilogramm CO2-Äquivalent an Treibhausgasen gehen in einem durchschnittlichen Nutzungszyklus auf das Konto Ihres Handys – ohne Telefon- und Internetnutzung, nur fürs Gerät an sich. Zum Vergleich: Dafür könnten Sie zwei Jahre lang an jedem Werktag ihren bösen To-go-Kaffeebecher wegwerfen. 85 Prozent davon fallen dabei schon bei der Produktion an. Es gibt also gute Gründe, nicht ständig neue Handys zu kaufen, wenn die alten durchaus noch gebrauchsfähig sind.

Ein Thema im Zusammenhang mit der Ökobilanz von Handys sind die so genannten „seltenen Erden“: Scandium, Yttrium, Lanthan, Gadolinium, Cer, Terbium, Praseodym, Dysprosium, Neodym, Holmium, Promethium, Erbium, Samarium, Thulium, Europium, Ytterbium, Lutetium. Möglicherweise haben Sie in Chemie besser aufgepasst als ich und kannten alle diese 17 Elemente, Ich nicht – dabei kommen Akkus, LEDs, Bildschirmen, Leuchtziffern oder Glasfaserkabel nicht ohne aus. Die meisten sind, anders als der Name suggeriert, gar nicht sonderlich selten. Aber dafür sind es die wirtschaftlich ausbeutbaren Lagerstätten. Die Elemente kommen zumeist nur in jeweils kleinsten Mengen oder als Beimischungen in anderen Mineralien vor; ihre Gewinnung verursacht deshalb oft große Umweltschäden.

Smart und trotzdem klimafreundlich

Ja, natürlich ist die Kamera des neuen Modells cooler – aber den größten Gefallen tun Sie der Umwelt tatsächlich, wenn Sie Ihr Smartphone gebraucht kaufen und möglichst lange nutzen. Dazu ein paar Tipps:

  • Behandeln Sie das kleine Ding pfleglich: Akku schonend laden, Handy bruchsicher umhüllen. Und schon beim Kauf auf Modelle achten, die sich reparieren lassen.
  • Apps sollten Sie immer schließen und nicht im Hintergrund weiterlaufen lassen. Viel Strom verbrauchen moderne Displays – etwas weniger hell verbessert gleich die Ökobilanz, ein dunklerer Hintergrund ist ebenfalls ein Beitrag zum Energiesparen. Und auch der Verzicht auf Vibrationsalarm, Tastentöne u.s.w. summiert sich mit der Zeit.
  • Wo immer möglich, sollten Sie W-Lan statt mobilem Service nutzen – das bedeutet viel weniger Energieverbrauch und schont Ihren Akku. Wenn allerdings kein W-Lan verfügbar ist, sollte die Funktion ausgeschaltet sein, sonst sucht das Gerät kontinuierlich nach Netzen und verbrät sinnlos Energie.
  • Ausrangierte Smartphones am besten weiterverkaufen – das ist die ökologischste Lösung. Zweitbeste Variante: Wertstoffhof. Ganz schlecht: Schublade.
  • Der NABU Naturschutzbund betreibt gemeinsam mit dem spanischen Telefonriesen Telefónica das Projekt „Handys für Hummel, Biene und Co“. An 440 Sammelstellen bundesweit können Sie Ihr altes Handy abgeben. Die Geräte werden aufbereitet und weiterverkauft. Und die Umweltschutzorganisation erhält von ihrem Kooperationspartner für jedes eingegangene Althandy einen Zuschuss. Der fließt in die Renaturierung der Havel. Ich war letztes Jahr verblüfft, welche Mengen bei meiner Sammelaktion zusammenkamen!
  • Einmal sollten Sie noch extra Energie verbrauchen und sich eine App herunterladen, die Ihre Nutzungsdauer dokumentiert – auf mich hatte das einen enormen pädagogischen Effekt …

Die besseren Handys

Seit einiger Zeit gibt es neben den klassischen Herstellern auch einige Anbieter, die sich um nachhaltige Handys bemühen. Ganz vorne dabei ist das Fairphone. Dessen Lieferkette für die Bauteile ist klar zurückzuverfolgen, die Firma verspricht, dass von den Lieferanten keine Kriege querfinanziert werden. Das Fairphone ist besonders gut zu reparieren und seine Bestandteile können zu 100 Prozent recycelt werden. Im September 2021 ist das Fairphone 4 auf den Markt gekommen, für 579 Euro; 2020 konnte der Hersteller seine Absatzzahlen verdoppeln.

Auch ein deutscher Hersteller mischt bei den ethischen Handys inzwischen mit: Die hessische Firma Shiftphone bietet langlebige Geräte an, in denen nur Steckverbindungen verbaut sind, im Sinne besserer Reparierfähigkeit, und hat dafür 2021 den deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Neuerdings kann man Smartphones – und auch Laptops und Kopfhörer – außerdem mieten statt kaufen. Die Kooperative Commown vertreibt dabei nur Geräte, die modular aufgebaut sind und sich gut reparieren lassen und garantiert, dass alles maximal genutzt wird – was nicht mehr aufgearbeitet werden kann, dient als Ersatzteillager für andere Handys und Laptops. Derzeit vermietet Commown nach diesem Modell 1300 Fairphones und 500 Computer. Kleinvieh, aber eine Idee mit Zukunft! Der Anbieter garantiert, dass alles maximal genutzt wird – was nicht mehr aufgearbeitet werden kann, dient als Ersatzteillager für andere Handys und Laptops.

Leider fallen Handys nicht unter die EU-Richtlinie, die Elektroschrott verhindern will, indem sie die Hersteller zwingt, für die Reparierbarkeit ihrer Geräte zu sorgen. Hier sind also leider wieder mal wir mündigen Verbraucher gefragt – aber mit den beiden oben genannten Anbietern gibt es ja auch sinnvolle Alternativen.